Die Tage vergehen wie im Flug. Dabei habe ich einen Gang herunter geschaltet und sitze nicht mehr zehn Stunden am Computer und arbeite an mehreren Projekten gleichzeitig. Das neue Expose für den Stoffentwicklungskurs muss warten. Auch wenn die erste Version so völlig daneben war. Einen Schritt nach dem anderen tun. Pausen einlegen. Zeit für Freundinnen nehmen. Mit dem Sohn essen gehen. Und ganz wichtig:  Nicht um die Zukunft sorgen. Niemand weiß, was in einem Monat, einem Jahr sein wird. Als ob das so einfach wäre, wenn man genetisch auf „Sorgen machen“ disponiert ist.

Seit zwei Jahren bekomme ich einmal in der Woche eine Mail von Eckhart Tolle. Er schreibt mir, dass ich mich auf das Jetzt konzentrieren soll, da ich keine andere Zeit habe. Die Freundin im Krankenhaus beherzigt diesen Rat auch ohne Erinnerungsmail. Und sie hat mehr Grund, sich Sorgen zu machen. Sie soll mir ein Vorbild sein.

Gestern habe ich den Businessplan überarbeitet, den ich letztes Jahr im Existenzgründungsseminar erstellt habe. Rentabilitäts- und Liquiditätsvorschau, Kapitalbedarfs- und Finanzierungsplan. Was ein Mensch so braucht, der auf dem Weg in die Selbständigkeit ist. Auch eine freie Autorin braucht das alles.

Vor einem Jahr war ich doch recht blauäugig, wie mir nach dem Lesen meiner zusammenfassenden Begründung klar wurde. Da musste hurtig (vor allem hurtig!) ein neuer Text geschrieben werden. Weniger lyrisch, dafür realistischer. Und dann musste ich mich mit dem Programm quälen, das eigene Vorstellungen von meinen künftigen Einnahmen und Ausgaben zu haben scheint. Aber jetzt ist alles fertig, der Steuerberater kann sein Gutachten schreiben. Der 1. April also der Tag X, wie sie den Beginn der Selbständigkeit im Seminar genannt haben.

Zur Belohnung für meinen Fleiß habe ich mir im Kant-Kino „Crazy Heart „mit Jeff Bridges angesehen. Den Oscar für diese Rolle hat er verdient. Wie er diesen abgehalfterten, in miesen Spelunken auftretenden ehemaligen Country-Star spielt, einen Alkoholiker, der während des Auftritts schon mal vor die Tür muss zum Kotzen, um gleich danach wieder völlig verschwitzt, verklebt, bekleckert auf der Bühne zu stehen, das ist schon großartig. Was bringt Menschen am Ende dazu, ihr Leben zu ändern? Ein Schock natürlich. Oder die Liebe.

Jeff Bridges hat die Songs selbst gesungen, das kann er also auch. Und ich finde ihn – wenn er im Film nicht gerade kotzt oder besinnungslos betrunken irgendwo herum liegt – immer noch sehr attraktiv und anziehend. Eine treue Seele dieser Mann, der seit 33 Jahren mit derselben Frau verheiratet ist. Nicht ganz typisch für Hollywood, aber vielleicht hat er für sich heraus gefunden, was ihm neben der Arbeit als Schauspieler im Leben wichtig ist.

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