am hellblauen Himmel. Sie bewegen sich rasch. Zwischen den Bäumen auf dem Nachbargrundstück taucht die Sonne auf. Als würde ein großer Scheinwerfer auf mein Fenster gerichtet. Im Haus bewegt sich nichts. Gestern hat mich die Spanierin gefragt, ob ich sicher bin, dass unsere neue Mitbewohnerin schon eingezogen ist. Man sieht sie nicht, nur manchmal höre ich abends Schritte über mir. Alle zwei Tage erkundigt sie sich per WhatsApp nach meinem Befinden.

Mein Befinden ist gut. Ich esse wieder alles, was mein Darm allerdings nicht immer okay findet. Es handelt sich tatsächlich um einen Camphylobacter, angeblich wird mich demnächst das Gesundheitsamt kontaktieren. Jedenfalls sagte mir das meine Hausärztin, als sie mich von dem Laborergebnis in Kenntnis setzte. Und was heißt das jetzt? Desinfizieren vor allem. Und schonen soll ich mich. Wer mit Lebensmitteln arbeitet, der kann sogar bis zu vier Wochen aus dem Verkehr gezogen werden.

Das gefällt der Spanierin. Ich soll mit dem Desinfizieren aufhören. Wir lachen. Sie hat heute ihre vierte Nachtschicht, ist dann allein mit fünfunddreißig alten, oft auch dementen Menschen auf der Station, rennt die ganze Zeit wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her. Sie macht mir das auf dem Flur vor unseren Zimmern vor. Ich finde, dass sie ganz schön ausgebeutet wird. „Ja. Aber ist normal.“ „Normal ist das nicht, und für eine studierte Biologin erst recht nicht.“ Sie nickt und wirkt dann selbst ein wenig erstaunt. „Ich habe immer mit Schmetterlingen und Blumen gearbeitet.“

1 Kommentar

  1. Mr Houseman
    geschrieben am 10. März 2018 um 16:36 Uhr| Permalink

    Da scheine ich ja gerade noch rechtzeitig der Camphylobacterapokalypse entronnen zu sein. Vielleicht sollte ich noch ein paar Tage Exil dranhängen? Denn wer möchte schon im dämmrigen Schein durch einsame Fluren und Fluchten mergeln, hinter sich Flecken von Sagrotan und braunen Tupfen hinterlassend?

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