Die kranke Freundin wurde vor acht Tagen ins künstliche Koma versetzt. Weil der Körper bei einer Blutvergiftung die Atemfrequenz erhöht, wäre das ein viel zu anstrengender Prozess sonst. Ihre Tochter hatte mich zwar gewarnt, aber ich war trotzdem erschrocken. Das schattige Zimmer mit dem großen Bett, in dem sie halb sitzt, der Tubus im Mund, die leicht geöffneten Augen, all die Monitore, manchmal piept es laut, und vor dem Fenster dieses gleißende Licht.

Besucher tragen einen zarten blauen Umhang, Handschuhe und Mundschutz. Ich fühlte mich mit mir selber fremd. Habe ihre Hand gehalten und erzählt. Vom Wetter und von der Bluse, die ich trug, und die ihr gehört, sie hatte sie mir für Leipzig geliehen. Von dem jungen Pfleger, der sanft und präsent scheint. Und dann habe ich mich überwunden und leise, mit brüchiger Stimme gesungen.

Auf einer Tafel in Augenhöhe steht Oma ist die Beste. Ich habe die erste Zeile von „unserem“ Lied darüber geschrieben. Schläft ein Lied....Zurück durch den Gutspark Kladow, in dem die Natur sich gerade von ihrer besten Seite zeigt. Dieses üppige Grün, dazu der betörende Duft von Flieder, die Havel leuchtete, und mir liefen Tränen über das Gesicht.

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