Meine Großmutter weinte, als sie im Radio von der Hochzeit des Reeders mit Jackie O. hörte. Ihre Sympathie hatte immer der Callas gegolten, die in damaligen Gesprächen meist zusätzlich mit Adjektiven wie  „die arme“ oder „die traurige“ bedacht wurde. Weil die Zeitungen so schlecht über sie schrieben, weil sie unglücklich in diesen Lackaffen verliebt war, und das alles hätte diese Ausnahmesängerin nach Meinung meiner Großmutter nicht verdient.

Sogar bis in die DDR schwappten ja Nachrichten dieser Art, aber ich hatte damals andere Sorgen, ich war dreizehn und selbst unglücklich verliebt.

In dem Film „Maria by Callas“ kommt die Sängerin vor allem selbst zu Wort, was mir gut gefallen hat. Natürlich erfährt man auch von der missgünstigen damaligen Presse, von der ehrgeizigen Mutter (schon wieder eine), die unbedingt eine Sängerin aus dem jungen Mädchen machen wollte. Das musste sich dann eben als 17jährige ausgeben, obwohl sie erst 13 war, damit sie aufs Konservatorium durfte. Wo sie eine Musterschülerin wurde. Nie musste man ihr etwas zweimal sagen, so gehorsam und fleißig war sie. Was bei mir immer einen leichten Ärger auslöst, wenn ich so etwas höre.

Trotzdem war mir diese ungewöhnliche Frau sympathisch, ich fand sogar, dass sie im Laufe der Jahre immer interessanter, immer schöner wurde. Und dann natürlich diese Stimme. Die Freundin fand, dass gerade die hohen Töne so klängen, als kämen sie aus einer anderen Sphäre.

Ich bin auf alle Fälle froh, dass ich trotz des guten Wetters den Garten verlassen habe. Und die Gänsehaut, die sich gestern nur angedeutet hatte, die entwickelte sich heute beim Hören von „O mio babbino caro“ zu einer echt stattlichen.

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