Die Lüftung vom Hotel rauscht. Über mir trainiert jemand auf dem Laufband. An den Knödeln hängen Spatzen. Manche kommen nur angeflogen und versuchen flatternd, einen Bissen zu nehmen. Sie wissen anscheinend nicht, wie man auf einem Ampelarm landet. Heute Nacht eine neue Strategie für die Wachphase ab 1.30 Uhr entwickelt. Sofort aufgestanden. Den heißen Körper auf der Terrasse abgekühlt. Danach Krimi gelesen. Das hat mich – für zwei Stunden zumindest – abgelenkt.

Der Eintritt ist frei. Allerdings kann man die Installation von Rebecca Horn in der Hedwigs-Kathedrale erst ab Sonnenuntergang betrachten. Vorher habe ich dem Mann aus Eritrea am Telefon noch die Aussage entlocken können, dass er nicht zu uns ziehen möchte. Aber ehe er so weit war. Der Syrer möchte uns einen Iraker vorstellen. Die Finnin, die auch so dringend sucht, die möchte  lieber nach Kreuzberg. Ich möchte jemanden hauen.

Mein kleiner Ärger nach wenigen Minuten in der Kirche geschmolzen. Wie genial das mit den Spiegeln ausgedacht ist. Ich weiß nicht wie, aber das ist mir auch egal. Dieser Blick in die Tiefe. Als würde ich vor einem Abgrund stehen, der mich, je länger ich schaue, immer mehr anzieht. Am liebsten würde ich mich fallen lassen in dieses Blau und Gold. Oder in das Blau über mir aufsteigen. Ich fühle mich wie verzaubert.

Wir setzen uns auf eine Bank und schließen die Augen. Immer dieselben Tonfolgen – nur selten eine Variation, Sphärenklänge vielleicht – lassen uns fast in Trance geraten. Würde doch nur jemand die paarweise auftretenden Gäste am Eingang trennen. Ständig quatschen sie. „Und dann hat meine Mutter gesagt.“

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