Mit der Fähre nach Kladow. Von der Fähre in Maisel’s Biergarten fallen. Bratwurst essen. Cappuccino trinken. Sonnenbrille aufsetzen. Segelboote und Leute gucken. Vielleicht einen der letzten Sommertage genießen. Nicht an Rilke denken. Oder doch. Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Na ja, so groß nun auch nicht. Den Text so weit wie möglich memorieren. Eine gute Übung, um das Gehirn in Schuss zu halten. Das Gehirn, das mir Sorgen bereitet. Weil ich Worte vergesse, mich an bestimmte Worte nicht erinnere. Weil ich schon mal Honig sage, wenn ich Joghurt meine. Weil ich Spaghetti aus Verlegenheit mit „lang, dünn, werden in Salzwasser gekocht“ umschreibe.

Seit Monaten versuche ich, die Anzeichen einer Demenz vor mir und anderen geheim und meine Ängste in Schach zu halten. Ich überlege, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Zustand meiner Knochen und den Wortfindungsschwierigkeiten gibt. Und dann kommt unverhofft eine Entwarnung. Man muss nur mal drüber reden. Freundinnen haben ähnliche Probleme. Jede kann eine Anekdote erzählen. Manche lustig, manche weniger. Das Alter angeblich. Völlig normal also. Frau R. hat sogar einen guten Tipp. Singen soll helfen. Aha. Wo ich am Wochenende war? In Woldzegahhhhhaaaarten!

Eine Empfehlung übrigens, die ich weitergeben kann. Ein restauriertes Gutshaus, nicht weit von der Müritz, der Tangahn-See gleich nebenan, Natur pur. Die Zimmer sehr geschmackvoll eingerichtet, eine gelungene Kombination von alt und neu, und nicht überkandidelt, wie meine Omma sagen würde. Sogar gute Kunst gibt es, was ja auch nicht selbstverständlich ist. Der Hausherr trägt einem die Auflagen für die Liegen hinterher, man liegt gemütlich und weich, schaut über Felder und Wiesen, betrachtet die Wolken an einem Himmel, der gar nicht aufhören will, von Zeit zu Zeit schnaubt ein Pferd, die Katze freut sich über Zuwendung, man denkt an nichts. Das Meditieren gelingt sozusagen von allein, man muss sich nicht anstrengen, muss nichts tun, alles ist gut, und wenn es nicht gut ist, kann man sich auf alle Fälle vorstellen, dass es gut wird.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*