Nach dem uns der erste Tag Regen beschert und wir ihn zu einem großen Teil lesend und Espresso trinkend auf dem Sofa in unserer kleinen Wohnung verbracht haben, später essend und Top Words spielend bei den Freunden auf dem Gehöft, war gestern das schönste Reisewetter. Anfangs wolkig, im Laufe des Tages aufklarend, die Berge und die kleinen Städte im schönen provencalischen Licht. Nicht in dem besten, das die Provence zu bieten hat, aber ausreichend für unsere Zwecke.
Als erstes nach Banon. Wir streifen den Luberon, sehen aber keinen Promi, und es sollen sich viele angesiedelt haben. Nicht mal der Schatten eines John Malkowich. Nach Banon fahren wir, weil man uns den besten Ziegenkäse versprochen hat. Er ist eingewickelt in Kastanienblätter und läuft beim Aufschneiden dezent auseinander, man sollte ihn schnell aufessen. Neben dem wunderbaren Käse gibt es in dem kleinen Laden Würste, die in laufenden Metern von der Decke hängen. Dünne, harte Würste, von Schwein, Esel und Wildsau, verfeinert mit den köstlichsten Gewürzen. Wenn man sie bricht, knacken sie.

Aber eigentlich sind wir gekommen, um uns das „Le Bleuet“ anzusehen. Einen Buchladen in einem neu renovierten und hergerichtetem alten Haus, verwinkelt und verschachtelt, ich habe nicht heraus gefunden, ob es nun drei oder vier Etagen gibt. Ständig trifft man auf kleinere und größere Treppen, sie winden sich hinunter oder führen noch höher hinauf.

Hier hat sich vor ein paar Jahren ein Mann einen Jugendtraum erfüllt. Anfangs hat man ihn belächelt, da erbt einer das Haus der Eltern, und dann hat er nichts besseres damit vor, als es mit Büchern voll zustellen. In Alpes-de-Haute! Wer soll die bitte alle kaufen? Zumal es kaum ein Gebiet gibt, über das man hier nichts findet. Von Kochbüchern auf deutsch mal abgesehen, da gäbe es Möglichkeiten der Nachbesserung. Ich konnte gerade mal zwischen zwei Exemplaren wählen. Aber die Banoner sind glücklich, weil sich das mit dem verrückten Haus und den vielen Bücher längst bei den Touristen herum gesprochen hat.

In Forcalquier, einer Stadt mit kleinen Gassen und immer wieder überraschenden Blicken, dem Sankt Tropez von Alpes-de-Haute, treffen unsere Freunde einen alten Freund, man kennt sich seit mehr als dreißig Jahren, tauscht Erinnerungen aus, auch über die linken Landkommunen, von denen es früher einige in der Gegend gab. Der Mann, der sich später zu uns gesellt, ist gerade dabei, etwas zum Jahrestag von Tschernobyl zu organisieren. Und am 1. Mai wird man sich auf dem Marktplatz treffen, und jeder, der will, kann einen Quadratmeter Garten in einer Holzkiste bepflanzen. Square-Food-Gardening. Dafür, dass man hier doch einigermaßen vornehm lebt, zahlt man dann auch für eine kleine Kugel Eis 2 Euro.

Auf dem Heimweg staunen wir wieder über die Üppigkeit, mit der die Natur uns erfreut. Alles ist so satt grün, wilde Kirschen blühen, der Lavendel leider nicht, aber wir sehen die endlosen Felder, kleine dunkle Kissen,  als wären Tausende Igel zum Appell angetreten. Schön habt ihr es hier.

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