Um halb elf werden wir abgeholt. Es geht nach Greoux, wo wir erst die Croissants erstehen, die wir dann mit ins Café nehmen, wo wir sie zu unserem grande creme verzehren. Sonntags nehmen die H.s ihren Kaffee außer Haus. Weiter nach Vinon auf den Markt, wo wir letzten Sommer den Freund mit unserem plötzlichen Auftauchen überrascht haben. Ich sehe noch genau sein Gesicht vor mir, als er dachte, wir wären eine Fata Morgana.
Wir kaufen duftende Tomaten, süße Erdbeeren, kleine schwarze Oliven, Artischocken, Paté, was man alles so braucht an Vor- und Nachspeisen, wenn man am Abend eine halbe Wildsau grillen möchte. Riesige Stücke, die vorher noch mühsam mit der japanischen Säge zerteilt werden müssen. Eine anstrengende Übung für richtige Kerle.

Von Vinon fahren wir nach Saint Julien le Montagnier. Ein kleines Dorf auf dem Berg, das einen verschlafenen Eindruck macht, im Sommer aber von Schweden, Briten, Holländern bevölkert wird, die in der Gegend ihre Sommerhäuser haben. Lauschige Balkone über engen Straßen, kleine Gärten, blaue und grüne Fensterläden, und von allen Seiten der weite Blick ins Land. In der Ferne die Berge von Grenoble, 3000er, auf deren Spitzen noch Schnee liegt.

A. pflückt Thymian und Lorbeer. Ich bestaune Feigen, die noch so winzig sind, dass man eine Brille braucht, Mandeln in seidigem grünen Pelz. Weil die Sonne brennt, nehmen wir einen Aperitif auf der schattigen Terrasse des einzigen Restaurants. Gott in Frankreich. In der dazugehörenden Auberge gibt es vier Zimmer, und während ich meinen Pastis trinke, träume ich von einem Ausflug. Irgendwann in der Zukunft.

Die Feldwege, auf denen wir am Ende eines perfekten Sommertages unserem Bett entgegen schlendern, sind nur vom Mond beleuchtet, es zirpt und brummt, raschelt, Käuzchen rufen aus jeder Richtung. Prince, der Golden Retriever, der das Anwesen unseres Vermieters bewacht, schlägt zwar erst einmal ordnungsgemäß an, aber erstens kennt er uns und zweitens hat er schon die Knochen gewittert, die wir ihm mitgebracht haben.

Caramel, zu der wir immer Kleine gesagt haben, die aber ein Herr ist, wie wir jetzt wissen, besucht uns diesmal nicht in der Nacht. Ein überaus wohl erzogener Kater, der zwar offene Fenster nutzt, sich aber nicht zu einem ins Bett legt, sondern auf das Sofa im Wohnzimmer. So schön kann das Leben sein.

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