Bevor ich das Licht lösche, schaue ich mir noch eine Weile die tanzenden Schatten an der Decke an, die meine neue Lampe erzeugt. Neu ist sie nicht, sie hing viele Jahre ungenutzt im Magazin des Redners. Dann hat der Syrer das Zimmer bezogen, ich hatte nicht mehr an die Lampe gedacht, und wegnehmen wollte ich sie ihm nicht. Aber als ich mir vorgestern das leere Zimmer anschaute, da konnte ich nicht anders. Der Redner hatte mir erzählt, dass er diese Lampe in den frühen Achtzigern für teures Geld im KDW gekauft hatte. Als er bei seiner ehemaligen Liebsten noch ein halbes Jahr in einem winzigen Stauraum über der Toilette wohnen durfte.

Ich kenne solche Stauräume aus meinen früheren Wohnungen. Da hat gerade mal eine schmale Matratze Platz, und ohne Leiter kommt man da auch nicht hoch. Stehen kann man in einem solchen Raum natürlich auch nicht. Diese Lampe sollte damals also ein klein wenig Luxus in die herrschende Tristesse bringen. Und nun hängt sie neben meinem Bett, und ich freu mich an den Mustern, die sie an die Decke zaubert. Sie erinnern mich an hin und her schwingende Zweige. Und beruhigen mich.  Vielleicht sitzt auch der Redner irgendwo auf einer Wolke und freut sich, weil ich mich freu.

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