Wir haben es gestern wieder nicht ins Kino geschafft. Nach der Therme waren wir erschöpft. In Ludwigsfelde muss ich mich als erstes immer über die Hässlichkeit hinweg trösten. Es übersehen. Was einem Ästheten nicht leicht gemacht wird. Ruth Klügers neues Buch „unterwegs verloren“ hat mir diesmal dabei geholfen.

Sie erinnert sich an ihre Anfangszeit in Amerika, an Machos an Universitäten, die einer Frau, noch dazu einer, die den Holocaust überlebt hat, nicht eben freundlich gesonnen waren. Offener oder versteckter Antisemitismus, Studenten, die sich darüber beschwerten, dass ihre Professorin im Sommer kurzärmlige Shirts trug, die nicht verhinderten, dass man ihre KZ-Nummer sah.

Das Buch fängt damit an, dass Ruth Klüger sich diese Nummer entfernen lässt. Ich habe es noch nicht ausgelesen, aber die ersten 100 Seiten haben mir sehr gefallen.Eigentlich habe ich das Buch nur gekauft, weil die Rezensentin im Kulturradio es als so etwas wie ein „Anti-Grass-Buch“ bezeichnet hatte.

Während Herr Grass in seinem neuen Werk seine Kinder zu Wort kommen lässt, er hat aufgeschrieben, was er denkt, was seine Kinder über ihn denken könnten, warum hat er sie nicht gefragt und selber reden lassen, im Gegensatz dazu also gibt es bei Frau Klüger kein Heititei und Altersmilde auch nicht. Her damit, dachte ich mir, so etwas will ich lesen.

In Ergänzung mit der Heu-Sauna und der 36 Grad warmen Sole eine wunderbare Kombination, die Knochen danach geschmeidig, der Geist bewegt. Übrigens ist im Gegensatz zu mir, die ich es in der Sauna nicht zu heiß mag, der Mann ein Hardcore-Saunist. Besonders beliebt bei ihm ist der Aufguss Alter Fritz (was für richtige Kerle halt), 85 Grad, es wird fünfmal gegossen, zwischendrin macht man Pause, wenn er dann in den Ruheraum kommt, denke ich, er kippt gleich um. Tut er aber nicht. Früher war ich auch mal Indianer.

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