Als Lehrerin für Sprachanfänger bin ich nicht geeignet. Das muss ich mir leider immer wieder eingestehen. Ich bin zu ungeduldig. Außerdem  verliere ich schnell das Interesse, wenn ich immer wieder darauf hinweisen muss, bitte höre zu, in der Frage ist die Antwort schon enthalten. Das ist dann weder für mich noch für den Iraker eine Freude. Für diese Arbeit braucht es jemanden vom Format des Hausmann. Der sollte sowieso Lehrer werden, aber da kann ich mir den Mund fusselig reden.

Dafür erkläre ich gern die Ursachen der deutschen Teilung, zeige der Spanierin im Weltatlas die alten und die neuen Bundesländer. Sie ist in diesen Dingen sehr interessiert, und ihre echte Bestürzung – was, Mechlenbursch war früher DDR? ich denke nicht, wie geht das? um alles West-Berlin war Osten? – erheitert mich. Dann bin ich plötzlich nicht nur ganz geduldig, dann laufe ich sogar zur Hochform auf, fühle mich hinterher inspiriert.

Später dann mit dem Mopedfahrer noch einmal den Film über Queen und Freddie Mercury angesehen. Auch beim zweiten Mal gelacht und geweint und am Ende mitgesungen. Er nicht, aber eine Träne hat er sich wohl auch abgewischt, wie er hinterher im Barbar zugegeben hat, als wir gemütlich nebeneinander auf dem roten Sofa saßen. Wir konnten dann sogar über Themen reden, über die wir vor Jahren nicht reden konnten oder wollten.

In der S-Bahn habe ich dann mal wieder überlegt, wie es kommt, dass meine eigenen Erwartungen an mich mit meinem tatsächlichen Vermögen so oft nicht übereinstimmen. Und wie wird das ausgehen? Werde ich noch die (mit 80 vielleicht), die ich gern wäre? Viel geduldiger? Klarer? Oder freunde ich mich mit meinem Unvermögen an?

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