In dieser Viererkonstellation haben wir länger nicht am Kamin gesessen. Es muss Jahre her sein. Dabei haben wir uns früher regelmäßig getroffen. Zu Cappuccino-Runden, Geburtstagen, kleinen Reisen, Ritualen, am ersten Feiertag vormittags im Schlafanzug am Kamin, manchmal haben wir zusammen den Mond angeheult. Neben dem Redner waren diese drei Frauen die ersten, mit denen ich hier in der WG gelebt habe. Die Künstlerinnen hatten ihre Zimmer im Erdgeschoss bzw. unter dem Dach, die dritte wohnte wie ich in der ersten Etage.

Damals gab es hier einen deutlichen Frauenüberschuss. Ich sollte ja eigentlich auch ein Mann sein. Aber weil sie keinen gefunden haben, durfte ich einziehen. Und die Malerin hatte ihr Einverständnis auch nur gegeben, weil ich ihren Kater als stattlich, nicht als dick bezeichnet hatte. Da hatte ich doch großes Glück.

Binnen dreier Jahre sind dann alle Frauen ausgezogen. Und ich, die letzte von uns vieren, bin immer noch bzw. wieder hier. Aber wir sind uns in den Jahren als Freundinnen erhalten geblieben, wenn auch in sich verändernden Konstellationen, und natürlich gab es Missklänge,  Auseinandersetzungen. Doch nach dem gestrigen Abend denke ich, wer weiß, vielleicht heulen wir irgendwann sogar wieder gemeinsam den Mond an.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*