Ob ich spontan zum Frühstück in die Stadt kommen würde, hatte mich die Freundin aus dem Norden kurz vor acht gefragt. Dann wurde es ein eher spätes Stück in der Buchkantine, und vorzeitig abberufen wurde sie auch. Mann erwartete sie im Baumarkt, worüber sie nicht amüsiert war. Nachdem ich ihr mein Mitgefühl ausgesprochen hatte, bin ich ins Delphie Lux gefahren. Christos Floating Piers hätte ich mir damals gern live angesehen, nach dem Film war ich froh, es nicht getan zu haben. Berückend schön dafür die Bilder auf der Leinwand.

Wenn der Wind durch die orangen Planen fährt, die noch nicht befestigt sind. Wenn die Stege in der Nacht glänzen. Wenn Ruhe einkehrt und auch die Musik zur Poesie der Bilder passt.

Christo ist ein Mann mit Leidenschaft. Künstler in jeder Sekunde, nicht nur von 9 bis 5. So erklärte er das Dasein eines Künstlers auch den Schulkindern. Er arbeitet ständig, kümmert sich um alles. Vor den Projekten macht er Zeichnungen, die dann später teuer verkauft werden. Mit dem Geld finanziert er seine Projekte, die er nur zu seiner Freude und der Freude seiner verstorbenen Frau umgesetzt hat. Und wenn im italienischen Rathaus diskutiert wird, dann macht er eben ein Nickerchen.

Manchmal erinnerte er mich an Rumpelstilzchen, ein angenehmer Chef ist er sicherlich nicht. Allein die Szene, in der ein Mitarbeiter ihm seine Zeichnungen auf dem Computer suchen muss. Jesses. Sein Neffe kann dafür recht gut mit ihm umgehen, der schreit zurück, überhaupt, ich weiß nicht, wie sie das ganze Chaos, all die plötzlich auftauchenden Widrigkeiten ohne Vladimir Yavachev bewältigt hätten. Ein Mann mit schier unerschöpflicher Energie, der den Onkel auch mal liebevoll mit Pflastern beklebt, nachdem der auf den feuchten Pontons ausgerutscht war.

Nach dem Film fühlte ich mich beglückt und inspiriert. Niemand braucht diese Kunst, aber sie zu sehen berührt und beglückt. Wenn ich mir nur vorstelle, ich hätte allein in einer Mondnacht über diese Piers gehen können. Ist natürlich Utopie, aber in meiner Phantasie hebe ich dann ab vor Begeisterung.

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