Vor ein paar Tagen habe ich noch optimistische Mails verschickt. Habe den engsten Freundinnen berichtet, dass ich endlich fertig bin, dass ich die vorerst letzten Zeilen vom Buch geschrieben habe. Ich war so froh. Sogar glücklich für ein paar Stunden. Dann ist mir dieses Glück abhanden gekommen. Irgendwo auf dem Weg vom Laptop in die Küche ist es verschwunden. Stattdessen war da plötzlich ein Loch, groß und schwarz, vielleicht haben die in Cern den Teilchenbeschleuniger doch heimlich wieder angeschaltet, und hier in Berlin haben wir den Salat.

In Zeiten wie diesen stelle ich alles in Frage. Ich finde kaum positives in meinem Leben. Schmerzen, Depressionen, seit Monaten krank, was ist denn das für eine Perspektive? Soll das die nächsten Jahre so weiter gehen? Bis zur Rente womöglich? Und was heißt denn, nun kann ich endlich schreiben? Stimmt, das habe ich mir immer gewünscht. Aber das tu ich doch seit Jahren. Immer wieder bin ich schreibend aus schwarzen Löchern gekrabbelt. Hat es mich vor dem nächsten Loch bewahrt? Hat es mir gar einen Verlag beschert?

Also gut, auch dieses Tal wird eines Tages durchschritten sein. Und wie geht es dann weiter? Welchen Sinn hat das ganze Theater? Wie bitte? Den Sinn, den muss ich mir selbst geben? Das Leben an sich ist erstmal sinnlos? Das gefällt mir nicht. Es wäre mir lieber, jemand käme vorbei, der liebe Gott auf einer Harley oder irgend ein anderer von den Gurus, und der sagt dann, hör mal zu meine Liebe/meine Große/ mein Engel, du bist auf dieser Erde, um Wein zu ernten. Könnte der doch sagen. Oder vielleicht soll ich Kinder erziehen. Mich um alte Leute kümmern. Ein Tierheim eröffnen.

Vielleicht rät er mir auch nur zu der Anschaffung eines Hundes. So wie Frau L. es gestern getan hat. Mit dem muss ich dreimal täglich eine Stunde laufen. Das ist die Aufgabe für dieses Leben. Nette Aufgabe. Würde vielleicht mal jemand vor unserem Haus einen Hund stehen lassen?

Aber ich höre nichts, kriege keine Aufgabe zugeteilt. Doch, eine winzige Stimme sagt, ich soll das aufschreiben. Und aufhören zu jammern. Das kann nicht der liebe Gott sein.

2 Kommentare

  1. eliwien
    geschrieben am 17. November 2008 um 12:55 Uhr| Permalink

    Hallo Frieda,
    suche so herum im Internet nach Gleichgesinnten.
    Ich lese gerne Lebensberichte. Vielleicht finde ich auch auf diese Art und Weise, was meinem Leben Sinn gibt. Sonst bin ich viel mit meinem Mann zusammen, liebe es, allein spazieren zu gehen. Ich höre und lese gerne über Gott und die Welt. Dein Artikel „Sinnsuche“ gefällt mir.
    Mit freundlichen Grüßen! Elisabeth

  2. Frieda Fengler
    geschrieben am 17. November 2008 um 16:01 Uhr| Permalink

    Liebe Elisabeth,
    danke für Deine Zeilen. Manchmal ist es schon eigenartig, da sitze ich hier in Berlin, schreibe mir meine Neurosen, meine Schmerzen und Träume von der Seele, und überlege, wer das wohl liest. Ich teile Dein Interesse für Lebensberichte oder Biografien. Weil ich finde, jedes Leben ist auf seine besondere Weise interessant und spannend. Und den Sinn, den müssen wir unserem Leben wohl tatsächlich selber geben. Mir fällt das nicht gerade leicht. Immer wieder komme ich auf das Schreiben zurück, ohne diese Leidenschaft wäre es auf alle Fälle schwieriger. Wer weiß, wohin Dich Dein Interesse noch führt.
    Herzlich
    Frieda

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*