So still wie der Iraker eingezogen ist, so still hat er uns wieder verlassen. Er hat mir sein leeres Zimmer gezeigt, dann gab es eine letzte Umarmung auf dem Treppenabsatz, gute Wünsche für die Zukunft, schon war er fort. Sein Nachfolger, ein junger Syrer, will in den nächsten Tagen mit der Wohnungsgeberbescheinigung vorbeikommen, die ich ausfüllen muss. Ich habe noch einmal nachgerechnet. Allein in den letzten drei Jahren habe ich mit dreizehn verschiedenen Menschen gelebt.

Der junge Syrer wird der vierzehnte sein. Einige sind noch da, andere sind auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Ich habe noch keine Statistik über alle Menschen angelegt, die hier schon gelebt haben. Im Frühling hatte ich allerdings die Idee, ein Treffen für Ehemalige zu veranstalten, spätestens dann müsste ich nachzählen.

Für die junge Holländerin, deren Aufenthalt bei uns schon länger her ist, habe ich gestern unter Hausmanns Aufsicht sogar einen Pflaumenkuchen gebacken. Mein erster dieser Art. Ich war eine gelehrige Schülerin, wie mir bescheinigt wurde, allerdings hat mir das Kneten des Teigs schon nach kurzer Zeit keinen Spaß mehr gemacht. Was denn, immer noch nicht gut?

Später saßen wir im Garten bei bestem Sommerwetter, freuten uns an dem durchaus gelungenen Kuchen, und dann konnte ich die restlichen Mitbewohner auch noch mit der Neuigkeit überraschen, dass nach diversen Versuchen in diesem Jahr endlich die Heizung funktioniert. Dafür möchte der Chef der Leuendorfer Handwerker in den nächsten dreißig Tagen auch nichts mehr von mir hören. An mir wird es nicht liegen, sollte ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen können.

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