Der Besuch ist außer Haus, es gibt noch andere Freunde, die sich ein Treffen mit E. wünschen. Heute Morgen sah sie gar nicht gut aus, wie sie Augen reibend vor dem Spiegel im Flur stand, so weit kann ich vom Bett aus nämlich gerade noch sehen. Erst um zwei von der Hochzeitsparty nach Hause gekommen, und um zehn schon wieder zum Frühstück verabredet. Wer macht denn so etwas?

Der Mann sitzt in seinem Zimmer an seinem PC, angeblich arbeitet er, sagt er, in der Küche trudelt die Waschmaschine. Der Wein, den wir vor zweieinhalb Wochen in Frankreich gekauft haben und den die Freunde vor ein paar Tagen mit dem Auto mitgebracht haben und den wir gestern, natürlich in Verbindung mit einem „kleinen“ Essen abgeholt haben, ohne Essen geht bei diesen fast Franzosen gar nichts, der Wein also ist verstaut, und das erste selbst bereitete Humus steht im Kühlschrank. Was für Neuigkeiten. 

Aber was soll ich hier auch immer schreiben? Zumal ich sowieso nicht soll, sitzt ja keiner hinter mir und triezt mich, also, warum überhaupt?

Interessante Frage. Die sich nicht allein mit der Theorie erklären lässt, die besagt, man soll (schon wieder soll, aber das lässt sich jetzt nicht umgehen) immer das tun, was einem am meisten Spaß macht. Und man soll (möge ginge vielleicht auch) nicht nach dem Erfolg schielen, sondern einfach machen (der Schreiber schreibt, der Koch kocht, der Bildhauer klopft, man setze das ein, wofür man eine Leidenschaft hegt), und der Rest wäre unwichtig beziehungsweise käme dann von allein. Geld und Ruhm und Ehre und Ansehen und das ganze nebensächliche Zeug.

Also weiß ich doch, warum ich schreibe. Weil ich diese Leidenschaft habe. Weil ich nicht anders kann (Liebe Frau L., sollten Sie diese Zeilen lesen, ich meine auch heute nicht das zwanghafte Schreiben). Und so geht es allen, die ich kenne. Die eine schreibt voller Elan das zehnte Drehbuch. Die andere klopft und hämmert. Wieder eine andere sammelt Schrott und macht daraus Objekte, die berühren. Und so weiter und so weiter.

Heute las ich auf der Seite einer Drehbuchkollegin von ihren Erfahrungen mit dem Drehbuch-Kurs und dem Schreiben an sich. Über all das Schwierige und wie sie sich davon nicht unterkriegen lässt. Wer sich für die Tücken des Drehbuchschreibens interessiert, auf www.andreakoch.info gibt sie interessante Einblicke in ihr Schreibjournal. Und ich, ich mache hier auch nur mein Ding.

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