irgendwie vergeht die Zeit am Morgen immer so schnell, werde ich zum Bus gebracht. Beim letzten Mal bin ich tatsächlich in den falschen gestiegen, bemerkte dies aber erst nach etlichen Stationen, da ich mich sofort in mein Buch vertieft hatte. Diesmal also steige ich in den richtigen Bus, besorge in Schlachtensee noch schnell alles, was wir für das Mittagessen bei der Freundin brauchen, dank Hausmanns wohlwollender Unterstützung gelingen die Käsespätzle dann vorzüglich.

Als wir zu Hause noch einmal Kaffee trinken, zieht draußen schon die Dämmerung auf. Einerseits wäre es mir lieber, würde es am Nachmittag länger hell sein, andererseits macht diese früh einsetzende Dunkelheit ja den Charme des Novembers aus. Den ich liebe, den ich auch nicht überspringen möchte. Es ist so gemütlich, bei Kerzenschein zu plaudern, auch schweigen fühlt sich gut an.

Am Sonntag haben wir bei der Freundin in Kleinmachnow –  bei flackerndem Kerzenschein und verwöhnt mit italienischen Süßigkeiten – auch über Filme gesprochen, die zu sehen sich lohnt. Ich mag Marina Abramovic, also schaue ich mir auf 3sat den Beitrag über die Retrospektive an, die sie noch bis Januar in Belgrad zeigen.

Nicht alle dort lieben diese Ausnahmekünstlerin, das hätte ich mir denken können. Ich schwanke selbst immer wieder zwischen Skepsis und Begeisterung, habe erst vor kurzem darüber nachgedacht, ob ihr Erfolg als Künsterin auch damit zu tun hat, dass sie eine Frau ist. Mir war der russische Künstler eingefallen, der vor ein paar Jahren aus Protest seine Hoden auf den Roten Platz getackert hatte. Seinen Namen musste ich später googeln. Pjotr Andrejewitsch Pawlenski. Als Aktionskünstler ähnlich radikal, nur weniger beachtet. Aber ich sollte mich nicht länger der Kunstbetrachtung, sondern der Aktion widmen. Ich bin dran mit Küchendienst.

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