vor dem Theater noch auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Wir haben den einen Euro gezahlt, uns durch die Menge schieben lassen, statt stillem Schauen bei mir nur nacktes Grauen, zehn Minuten später war Gott sei Dank ein Ausgang in Sicht. Sehr erleichtert, aber immer noch hungrig, was ungünstig ist, wenn man mit mir etwas erleben will. Im Bahnhof Friedrichstraße ein Käsebaguette gekauft, wenigstens einmal abgebissen. Pünktlich im DT, wo unsere Karten tatsächlich an der Kasse warteten. 

Von Brigitte Reimann kenne und liebe ich die Tagebücher und Briefwechsel, ich lese sie in größeren Abständen immer mal wieder. Ihre Romane dagegen haben mich nie so richtig erreicht. Von Franziska Linkerhand habe ich gerade mal die ersten drei Seiten geschafft, der von mir Beschenkte dagegen hat das Buch nicht nur in seinem Bestand, er hat es auch gelesen.

Als mir klar wurde, dass die Aufführung vier Stunden dauern würde – leider erst gestern – fürchtete ich, dass ich das nicht aushalten könnte, dass ich womöglich in der Pause flüchten müsste. Dann war es aber ganz einfach. Von der Akustik einmal abgesehen. Gut, dass es die englischen Übertitel gab, da konnten wir  mitlesen. Im Gegensatz zu meinem Begleiter habe ich mich auch nicht am Bühnenbild gestört, allerdings gebe ich zu, dass weniger Schubkarren dem Ganzen gut getan hätten.

Während ich die Geschichte verfolgte, erinnerte ich mich an die Tagebücher, ich erkannte Jon, wenn es auf der Bühne um Ben bzw. Wolfgang ging, und Henselmann natürlich. Gut gefallen haben mir die Gesichter auf der großen Leinwand, Momente voller Poesie, und Maren Eggert als Gertrud auch sehenswert. Franziska, so schmal und zart, manchmal fand ich sie zu piepsig, aber mein Beifall am Ende kam von Herzen. Zu guter Letzt noch die Erkenntnis: Ich kann auch vier Stunden.

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