Die Nacht ist schwarz, kein Vergleich zur Stadt, nur ein paar einsame Windräder irgendwo da draußen blinken in kurzen Abständen. Kleine rote Perlen auf einer Kette. Sterne glänzen vor allem durch Abwesenheit. Ich bin das erste Mal allein hier draußen. Natürlich nicht richtig allein, der Nachbar ist da, ein paar andere Leute werden die Nacht vermutlich ebenfalls hier im Dorf verbringen, und auch Grete müsste eigentlich. Blicken lässt sie sich nicht. Beleidigt vermutlich. Da werden Dosen vor die Tür gestellt, und irgend jemand wird sich schon erbarmen und ihr eine aufmachen. Aber ist das eine Art?
In der Nacht lausche ich. Gesteigerte Aufmerksamkeit, an der Grenze zur Angst. Trotzdem schlafe ich immer wieder ein, wache auf, lausche von neuem, wo knackt es und vor allem warum, und so geht es hin und her, sehr erholsam ist es nicht. Komischerweise fühlte ich mich vom Gesang des Herrn Nachtigall beschützt. Wo eine Nachtigall ist, kann kein Mörder sein. Oder doch? So bald es hell wird, fühle ich mich sicher.

Nach dem Frühstück stellt sich Grete ein, sie scheint mich als Dosenöffner zu akzeptieren, ich darf ausgiebig ihr weiches Fell kraulen. Na bitte, geht doch. Nach ein paar Stunden am Schreibtisch gehe ich ein Stück auf dem Deich, diesmal in die andere Richtung, in die, die ich noch nicht kenne. Nach zehn Minuten sind meine Wanderschuhe und die Jeans nass, in der Nacht hat es geregnet, das Gras geht mir stellenweise bis zum Knie. Die wunderbare Ruhe wird von einem Traktor gestört, der auf einem abgesteckten Feld hin und her fährt. Keine Ahnung, was er da treibt. Die Raubvögel, die über den Wiesen kreisen, lassen sich nicht von ihm stören.

Der kleine Bioladen ist über die Mittagszeit geschlossen, ich koche mir aus meinen Vorräten ein Pasta-Gericht, freue mich, dass ich mir noch ein halbes Stück Mohnkuchen für heute aufgehoben habe. Und dann wieder an den Schreibtisch, die Stunden vergehen wie im Flug. Immer mal wieder verlasse ich für ein paar Minuten meinen Platz, ziehe die Gummischuhe an und wandere durch den Garten. Das Thermometer bleibt bei 14 Grad. Aber wenn es nicht regnet, man wird so bescheiden.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*