So groß wie der Tag, so groß wie die Nacht. Als ich die CD einpackte, war mir nicht klar, dass Herr Liefers mich hier immer wieder zu Tränen rühren würde. Es ist eigenartig, wie anders die Texte noch vor ein paar Monaten klangen. Irgendwann will jeder Mann raus aus seiner Haut. Irgendwann denkt er dran, wenn auch nicht laut. Nun ja. Da singe ich doch lieber über mein Herz, das ein tiefes Wasser sein soll. Ein salziges Wasser. Das aus den Augen rinnt, wenn es überläuft, wenn es üüüberläuft.
Die Nacht ist unangenehm, und daran ist eindeutig mein Herz Schuld. Keine Ahnung, ob es überläuft, es tut weh, stellt sich taub, ängstigt mich. Ist es jetzt so weit? Der letzte Gang, den jeder Mensch allein antreten muss und vor dem ich mich genau so fürchte wie davor, verlassen zu werden? Die schöne Heiterkeit, die mich in Berlin durch die Nächte begleitete, hier ist davon nichts zu spüren. Erst als es hell wird, kann ich einschlafen.

Aber dieser Morgen. Das Gras noch nass, mit den Händen ziehe ich mir die Hosen hoch, während ich wie ein Storch über die Wiese stakse. Die Luft mild, wie sie nur an einem Sommermorgen sein kann, alle Vögel üben für das Konzert heute Abend. Ich bin mit allem einverstanden. Wollte ich heute Nacht tatsächlich flüchten? Wohin?

Mit den Rädern nach Neustadt zum Einkaufen. Unterwegs immer wieder anhalten, um J.s Rad aufzupumpen. Meines quietscht so erbärmlich, dass ich fürchte, es könnte jeden Moment seinen Geist aufgeben. Aber wir kommen heil hin und auch heil wieder zurück, manchmal radeln wir durch dichte Blättertunnel. Diese Brandenburger Alleen.

Nach einem kleinen Imbiss sitze ich müde im Garten, trage den Stuhl in die Sonne, zurück in den Schatten. Arbeiten ist unmöglich, lesen ist anstrengend, also ausruhen den restlichen Tag. Spüren. Hören. Fühlen. So wenig Gedanken wie möglich. Vielleicht bin ich krank. Vielleicht auch genesend, aber spielt das eine Rolle?

Das Abendessen im Licht der untergehenden Sonne. Es gibt köstlichen Braten aus dem Ofen, zart rosa, auf italienische Art. Dazu Salat mit Tomaten, Rukola, Oliven und Artischockenherzen. Türkisches Brot. Beim Essen überlegen wir, wie wir die Welt ändern können. Wir haben ja sonst nichts zu tun.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*