Mein kleines Frühstück nehme ich in der Sonne ein. Winke J. zu, die mit einem Krimi in der Hand auf ihrem Deckchair sitzt. Willst du einen Kaffee? Nein danke. Mehr wird nicht geredet. Jede ist mit sich beschäftigt. Mittags ein paar Wolken am Himmel, wir arbeiten in verschiedenen Beeten, doch das ist nicht lange auszuhalten. Die Sonne setzt sich durch, es wird richtig heiß.

Zeit zum Schreiben. Drinnen. Wo es eindeutig kühler ist. Auch J. verzieht sich in ihr Haus. Ich weiß, dass sie dort ebenfalls an ihrem PC sitzt und mit Zahlen kämpft. Zwei Frauen in zwei Häusern, keine fünfzig Meter Luftlinie voneinander entfernt.

Ich arbeite konzentriert bis zum Abend, nur eine kleine Kaffeepause. Heute koche ich. Schmorgurken. Auch vom leckeren Braten ist noch etwas da, J. bringt ihn mit, sie deckt auch den Tisch. Es ist immer noch warm.

Ich bin plötzlich so glücklich, hier zu sein, dass ich gar nicht weiß, wohin mit meiner Freude. Ich hüpfe ein paar Meter durch den Garten. Später schauen wir uns in friedlicher Eintracht bei ihr drüben den Tatort an, und danach gehe ich zurück in meine Villa. Und siehe da, sie gruselt sich nicht.

Um zehn ist es noch hell. Aus den Wiesen steigt weißer Nebel. Schmal wie ein Band schlängelt er sich durch die Landschaft, wird von Minute zu Minute immer breiter, immer undurchsichtiger, gleich schwappt er in unseren Garten. Ich schlafe zügig ein, wache um halb drei auf. Schmerzen im Herzen. Eine Hitzewelle. Nicht das jetzt auch noch. Ein komisches Gefühl. Angst vielleicht?

Mutig gehe ich hinunter, schließe die Tür zum Garten auf. Es ist das erste Mal, dass ich hier nachts allein in der Dunkelheit stehe, die so völlig anders dunkel ist als in der Stadt, unheimlich dunkel. Oder vielleicht auch nicht unheimlich, vielleicht kann Dunkelheit einem ja auch Sicherheit bieten, auf die Perspektive kommt es an. So richtig genießen kann ich meinen kleinen Aufenthalt vor der Tür nicht, ich lausche so angestrengt und höre vor allem mein eigenes Herz. Drinnen ist es besser. Da ein Wind aufkommt, öffne ich alle Fenster, lehne mich nackt hinaus. Genieße die Kühle auf meiner Haut.

Als es anfängt zu regnen, bin ich schon wieder so entspannt, dass ich zurück ins Bett gehe, wo ich nach zehn Minuten Tonglen (eine buddhistische Übung, in der man zum Beispiel von einem anderen Menschen Schmerz und Kummer aufnimmt und selber Licht und Heiterkeit schickt, überaus empfehlenswert, wenn man selber Kummer hat) friedlich einschlafe. So geht es hier.

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