Ein kühler Tag, immer wieder unterbrochen von leichtem Regen. Frühstück. Schreiben. Yoga und Pilates. Die Kissen für die Gartenstühle raus, die Kissen wieder rein. Ein kleines Mittagessen mit Resten des Vortages. Der untere Rücken schmerzt, auch die Übungen haben keine Linderung gebracht. Dazu kommt dieses merkwürdige Gefühl, das schon beim Aufwachen da war und das ich einfach nicht loswerde.
Es gelingt mir nicht, Eckart Tolles Ratschlag zu befolgen und einfach nur zu beobachten, was jetzt in diese Augenblick passiert. Ich verstricke mich stattdessen in meine Gefühle, identifiziere mich mit ihnen. Der ganz normale Wahnsinn also.

Stiefel an, Regenjacke über das Hemd, hinaus in den Wald, weiter zu den Polderwiesen. Als sich die Sonne zeigt, lege ich mich auf die Jacke in die Wiese mitten hinein in die gelben Blumen, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. Nur die Wiese mit ihren Bewohnern, über mir dieser riesige weite Himmel. Große Zufriedenheit für ein paar Minuten. Dann ist die Sonne weg und das Elend wieder da.

Ich erinnere mich an J.s Bemerkung, eine wie ich würde wohl nicht zum Schreien in den Wald gehen, eine wie ich, die schriebe eben. Aber ich kann auch anders. Und das zeige ich jetzt mal der Wiese, den Bäumen, dem Himmel und wer da noch gerade zuhört. „Ich habe die Nase voll. Es ist ungerecht. Hört ihr? Das habe ich nicht verdient.“

Natürlich, ich habe es nicht verdient, aber alle anderen wohl schon, oder wie? Als hätte irgend jemand seinen Kummer verdient. Das wollte ich doch gar nicht sagen.
Um das Ganze noch ein bisschen wirkungsvoller zu machen, weine ich zusätzlich. Und dann schreie ich noch mal, weine wieder, und ich kann berichten, besser ist es dadurch auch nicht geworden.

Wieder daheim lege ich mich auf die Yogamatte, die Beine im 90 Grad Winkel auf einen Stuhl. Kurze Linderung der körperlichen Schmerzen, die psychischen bleiben mir erhalten. Wenn das so weiter geht, packe ich meine Sachen und fahre nach Hause. Interessante Überlegung. Wohin willst du denn fahren? Du hast nur noch ein zu Hause, das ist da, wo du bist. Oh je. Schon wieder ein Grund zum Weinen.

Dann endlich erinnere ich mich an Eckart Tolles Unterweisungen, an Pema Chödröns, und dann beobachte ich zur Abwechslung nur mal, was in mir vorgeht. Wie ich mir selber die Stichworte gebe, und mich als Ergebnis dann schlecht fühle. Hinterher kann ich mich an nichts erinnern und behaupte, die Gefühle wären einfach von allein herein spaziert.

So viel Schmerz überall in meinem Körper. Vielleicht kommt diese ganze Schmerzkrankheit sowieso nur von den unterschiedlichsten Gefühlen, denen ich nie genug Aufmerksamkeit geschenkt habe. Das könnte ich ändern. Wozu bin ich hier in meiner Klause. Ich wollte doch ohnehin eine Art Retreat machen. Jetzt schreibe ich eben nicht nur, jetzt beobachte ich auch noch.

Nach einer Weile, in der ich nur freundlich beobachte, so wie man vielleicht die Wolken am Himmel betrachtet, mit einem gewissen freundlichen Interesse, spüre ich die Verwandlung. Die meisten Knoten lösen sich wie von Geisterhand. Keine Ahnung, für wie lange und wie oft ich noch beobachten muss, aber erstmal bin ich in Hochstimmung. Was mich dazu verleitet, mein Schlaf- und Arbeitszimmer in der oberen Etage umzuräumen. Jetzt habe ich ein Schlafbett und eins zum Lesen. Es ist mehr Platz, sieht besser aus, und ich bin immer noch so froh, viel lebendiger als gewohnt.
Tanzend und Musik hörend verbringe ich den Abend. Schlafe ohne Wünsche ein, das habe ich mir aber auch verdient.

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