Wenn der Schmerz nachlässt, fühle ich mich immer so euphorisch. Seit heute Morgen Kopfschmerzen, keine Tabletten im Haus, nur solche, die mir auch noch auf den Magen schlagen. Ein kurzer Spaziergang zur Apotheke, ich laufe wie eine alte Frau, gebückt, dabei tut mir doch der Kopf weh, aber der aufrechte Gang strengt an. Die Medizin nehme ich gleich vor Ort, und dann nach einer Stunde geht es wieder aufwärts mit mir.

Ich erkenne, dass der Aufenthalt in der Stadt auch seine positiven Seiten hat. Hier komme ich schneller ins Internet, der Flatrate sei Dank muss ich mir auch keine Sorgen um die Menge der herunter oder herauf geladenen Daten machen. Arbeiten im Ausland. Einreisebedingungen für Australien. Work und Travel. Warum gilt das eigentlich nur für Menschen bis 31?

Irgendwann stoße ich auf das Wwoofen. Willing Workers On Organic Farms. Diese Form des Reisens ist altersunabhängig, allerdings stammen die Berichte, die ich im Netz finde, hauptsächlich von jungen Menschen. Man arbeitet den halben Tag gegen Kost und Logis. Lernt unterschiedliche Menschen kennen, hat aber noch genug Freizeit, um sich das Land anzusehen. Gibt es auch in Irland, Nord- und Südamerika, Kanada, und natürlich auch in Italien. Da könnte ich vielleicht anfangen. Ich sehe mich mit verträumten Blick in einem Orangenhain. Auch Oliven wollen geerntet werden.

Schon leuchtet irgendwo ein winziges Licht. Aber ich will mir keine Hoffnungen machen, noch bin ich nicht durch durch den Tunnel. Das habe ich erst heute Morgen wieder gemerkt. Ich halte mich also an der Frage fest, was ich noch anfangen will mit meinem Leben. Fürs erste denke ich darüber nach, was ich immer tun wollte, mir aus verschiedenen Gründen aber versagt habe.

Nur noch einen Koffer besitzen. Meinetwegen einen großen. Soll ja Schrankkoffer geben. Ins Ausland gehen für eine Weile. Dorthin, wo ich mein Englisch aufpeppen kann. England kam mir letzte Woche in den Sinn. Allerdings wagte Frau L. den Einwurf, dort könnte ich mich womöglich noch viel verlassener fühlen, als das ohnehin gerade der Fall ist. Sie hätte sich da schon mal die Augen aus dem Kopf. Und wäre dann geflüchtet.

Irgendwann bin ich dann auf der Webseite eines Österreichers gelandet, der seit 2008 unterwegs ist. Einmal um die Welt. Wobei er sich vorwiegend auf Segelbooten bewegt. Er schreibt unter www.segelnumdiewelt.at und www.oesyc.at über seine Eindrücke, notiert Gedanken, Erlebnisse. Obwohl ich diesen Mann gar nicht kenne, fühle ich mich von seinen Worten ermutigt und getröstet. Und so werde ich jetzt zu Frau L. hüpfen, um ihr meine neuesten Überlegungen mitzuteilen. Taschentücher nicht vergessen.

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