Nach der Stunde bei Frau L. ein Gang über den Markt am Karl-August-Platz. Langsam schlendere ich an den Obst- und Gemüseverkäufern vorbei, flirte mit dem Falafel-Mann, der mir beim nächsten Mal bestimmt Blumen schenken will, versichere dem Mann am Brotstand, dass wir Frauen Männer lieben, weil sie genau die von ihm gepriesenen Eigenschaften aufweisen. Weil sie in ihren Vorlieben berechenbar sind. Einige von ihnen jedenfalls. Er lacht und freut sich.

Ich kaufe zwei Bund Pfingstrosen und alle Zutaten für ein kleines Essen, mit dem ich morgen meine Cousine überraschen möchte. Die sich nun aus Zeitgründen lieber in einem Café irgendwo zentral mit mir treffen will. Berlin has been very busy for me. Schreibt sie in ihrer Mail.

Da wir tausende Kilometer voneinander entfernt leben, sie in Adelaide in Australien, ich hier, habe ich sie in diesem Leben überhaupt erst zweimal gesehen. Irgendwann in den Achtzigern, sie war noch ein kleines Mädchen, hatte sie mit ihrer Mutter eine Stippvisite nach Ost-Berlin gemacht, und vor zehn Jahren, als sie allein in Europa unterwegs war, konnten wir uns sogar zweimal hintereinander in Berlin treffen. Eine große Schreiberin ist sie nicht, aber immer wenn wir miteinander reden, ist da eine große Vertrautheit. Ähnliche Gene?

Die frischen Erdbeeren nehme ich mit zu Mutter und Kind in den Prenzlauer Berg, auch die zwei Schadensnummern, die ich von der Rechtsschutzversicherung bekommen habe. Vielleicht kann ich auch gleich noch ein paar Kontakte zu Händlern machen, die an meinen alten Möbeln und den vielen Büchern Interesse haben.

Manchmal bekomme ich einen Schreck, wenn ich daran denke, dass ich alles weg geben will, aber dann fühlt es sich doch wieder gut an. Alles fühlt sich gut an heute. Das Leben. Der Sommer.  Heute bin ich mit allem einverstanden.

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