Von Sylt nach Celle, eigentlich gar nicht so weit, trotzdem ein anderes Universum. Seit gestern Abend sind die Mädchen bei der Oma, das wurde so gewünscht, und für den Schulalltag ist es für alle günstiger. Am Wochenende ware ich mit ihnen im Kino, wir haben Waffeln gegessen, und mit der Großen habe ich wie versprochen die Himbeertorte im Café Kräu Thear getestet. Wir sind ja beide große Himbeer-Torten-Fans. Und ja, diese Torte können wir empfehlen. Mit der Jüngeren habe ich heute mein Extra-Date, ich hole sie gleich von der Schule ab.

Morgen wollen beide Mächen mit mir in die 60er-Jahre Ausstellung im Bomann-Museum. Kleine Auszeiten in dieser Phase, die für alle eine Herausforderung darstellt. Die Freundin hat mit dem Jungen einen Termin im Krankenhaus, heute geht es Gott sei Dank „nur“ um einen kleinen Piekser. Die Knochenmarkbehandlung findet ab nächste Woche statt, eine weitere Herausforderung für Mutter und Kind, da sie dort zusätzlich zu den sonstigen Gemeinheiten, die diese Krankheit mit sich bringt, auch noch in strenger Isolation leben müssen.

Und doch gibt es bei all dem Schweren hier auch Momente, in denen man denken könnte, da ist eine „normale“ Familie unterwegs. Wenn die Mädchen auf dem Spielplatz ihre Geschicklichkeit testen und der Bruder freundlich zusieht. Wenn sie im Café, wo man sie kennt – sie dürfen in die obere Etage, die haben sie für sich allein – wie früher ihre Bestellungen aufgeben. Die Waffeln ohne, die Crepes nur mit dem, und da nur Zucker rauf, kein Zimt, und um Gottes Willen keinen rosa Löffel für ihn, sonst Attacke. Oder wenn meine Freundin abends am Tisch sitzt und „Heute Nacht geht keiner von uns schlafen“ zur Melodie von „Katjuscha“ singt und der Junge an ihren Lippen hängt. Keiner soll schlafen, klaro? Gestern war ich die erste, die im Bette lag, nüscht mit „nicht schlafen.“

Manche Momente sind komisch, manche aber auch herzzerreißend. Wenn die Nasensonde benutzt werden muss, was eigentlich alle paar Minuten passiert, oder wenn es abends die Spritze gibt, damit es nicht noch einmal eine Thrombose gibt. Und bei all dem bleibt meine Freundin meist ruhig und gelassen. Oft hat sie sogar gute Laune. Und warum? Weil es ja nichts ändern würde, hätte sie keine.

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