Es ist dunkel. Nacht. Schritte im Zimmer. Und ich weiß nicht, wo ich bin. Obwohl es kalt ist, fange ich an zu schwitzen. Es dauert eine Weile, bis ich mich sortiert habe. Ich bin bei den Eltern im Garten, die beiden schlafen nebenan und müssen durch mein Zimmer, wenn sie hinaus wollen. Mein Sohn hat mich noch kurz vor dem Zubettgehen überredet, mit ihm den Schlafplatz zu tauschen. Weil er so einen leichten Schlaf hat. Als wäre meiner nicht ebenso anfällig für Störungen. Aber wie kann ich ihm einen Wunsch abschlagen, wo ich ihn doch schon seit Wochen nicht gesehen habe?

Der Morgen trübe, das Thermometer zeigt gerade mal 19 Grad. Damit hat sich das Thema schwimmen im See schon vor dem Frühstück erledigt. Mit einer warmen Jacke von meiner Mutter, mit dicken Socken, die wie meine zu Hause Löcher am großen Zeh haben, kann ich es eine Weile aushalten draußen. Kann wie früher, als ich Kind war, auf der Terrasse sitzen und Löcher in das Dickicht der Bäume starren. Kann noch einen Kaffee, noch einen Tee trinken, den Männern beim Zeitung lesen zusehen, kann mir überlegen, ob ich noch ein wenig Laub harke, das hier schon wieder überall herum liegt, obwohl ich doch erst gestern zwei Karren voll gefegt habe. Die Nachteile des Waldes, der in das Grundstück hinein wuchert.

Familienwochenende. Wie es uns nur ein oder zweimal im Jahr gelingt. Wir reden, erzählen die letzten Neuigkeiten, Ängste und Sorgen kommen genau so auf den Tisch wie Situationen, in denen wir uns blamiert haben. Die Pasta, die ich zum Abendessen bereite, wird von den beiden Männern kritisch beäugt, was denn, da ist gar kein Fleisch dabei, Großvater und Enkel sind sich mal einig, das kann doch nichts gescheites sein. Der Knaller ist es nicht, meckert mein Sohn, lässt sich aber eine zweite Portion auf den Teller geben, und am Ende ist die große Schüssel leer und auch die Herren finden, so schlecht war es dann doch nicht.

Am Sonntag Nachmittag sitze ich zum Abschied mit dem Sohn in Pankow in einem Bistro, in dem ich schon als Schülerin Stunden verbracht habe. Damals war es noch das Café mit dem Bullauge, in das Y. R. und ich uns begaben, wenn wir die letzten Stunden Schule schwänzten. 1973. Oder 1974. Dort saßen wir bei billigem Wermut, ich glaube, er hieß Gotano, und diskutierten in zunehmenden Zigarettendunst die wichtigen Themen. Zwischenmenschliche Beziehungen. Lehrer. Mitschüler. Politik.

Geschwänzt hast du also auch, sagt mein Sohn. Als ob ich ihm das noch nie erzählt hätte. Natürlich, erwidere ich. Aber ich konnte mir das auch leisten. Ich habe immer noch alles mitbekommen. Streber, sagt er, und will wissen, ob er mich noch zu einem Espresso einladen kann. Es ist mal wieder an der Zeit ihm zu sagen, wie froh ich bin, dass es ihn gibt.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*