Mit der S-Bahn bis zum Anhalter Bahnhof. Dann sehen wir sie schon. Zweierreihen vom Haupteingang bis zur Straße. Nach hundert Metern ein Schild. Wenn Sie hier angekommen sind, dann dauert es noch drei Stunden. Brav stellen wir uns ans Ende der Schlange, aber nach einem Sondierungsgang ist schnell klar, hier wollen alle zu Frida Kahlo, und wir, die wir wegen Olafur Eliasson da sind, wir dürfen an den Nebeneingang. Eine halbe Stunde später, im Magen die in aller Eile verspeiste Brezel, tauchen wir ein in die Welt der optischen Täuschung und der Illusion.

Bevor wir in den Raum mit den futuristischen Modellen kommen, eng gedrängt stehen sie auf einer riesigen Platte, hängen von der Decke herab, dienen manchmal als Projektionsfläche für kleine Filme, sind wir über einen Berliner Bürgersteig gelaufen. Und was zeigt er uns jetzt? Kristalle? Moderne Architektur? Wie Kinder stehen wir und staunen, weisen uns auf winzige Details hin. Hast du den Film mit dem wehenden Schal im Bullauge in dem Ding da vorne gesehen? Wie nennt man diese Gebilde eigentlich? Polyeder? Bist du sicher? Es würde vermutlich Stunden dauern, sich jedes Objekt einzeln anzuschauen.
In dem Video „Innen Stadt Aussen“ folgt die Kamera einem Auto, an dem ein riesiger Spiegel montiert wurde. Die Stadt im Spiegel. Spiegelung und Realität gehen ineinander über, verschwimmen zu einem Bild, laufen wieder auseinander. Schwer für das Auge, das sich nirgendwo festhalten kann.

Vor der Nebelkammer, die eigentlich aus mehreren ineinander übergehenden Räumen besteht, der Hinweis „Für Klaustrophobiker nicht geeignet“. Und wie sie sehen, sehen sie nichts. Nur grünen, blauen und lila Nebel, aus dem sich schemenhafte Figuren heraus schälen, um gleich darauf wieder zu verschwinden. So könnte es im Totenreich zugehen, wenn man mit vorsichtigen Schritten Orientierung sucht. Erstaunlicherweise fühle ich mich gut, sicher und beschützt, so gut, dass ich mich mit N. ein zweites Mal durch die Kammer treiben lasse.

Wenn ich mich doch in meinem Leben auch so fühlen würde. Aber gerade im Augenblick sind da so viele Unsicherheiten, so viel ist zu erledigen. Mitbewohner finden. Wohnung auflösen. Mich von Altem trennen. Die Arbeitsfrage klären. Das Coaching, das D. mir gegeben hat, verarbeiten. Emotionen aushalten. Aufgeregtheiten. Vielleicht sollte ich es machen wie in dieser Kammer. Neugierig schauen und warten, was sich aus dem Nebel heraus schält. Und darauf vertrauen, dass es mir wohlgesonnen ist.

1 Kommentar

  1. Holger
    geschrieben am 3. August 2011 um 17:23 Uhr| Permalink

    Die Ausstellung was doch wunderschön oder? 😉

    http://www.flickr.com/photos/delpax/4863872404/in/photostream/lightbox/

    H.

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