Bin gerade am See, schrieb ich gestern Herrn W. Ich wäre wohl seesüchtig. Er würde ja eher das Meer vermissen, allerdings täte es auch die Ostsee. Genau. Und wenn keine Ostsee vor der Tür ist, dann nehme ich eben den See, der mir friedvolle Momente schenkt. Dank des kleinen  selbstaufblasbaren Thermokissens kann ich mich sogar auf einen feuchten, quer liegenden Baumstamm setzen und mich in den wippenden Wipfeln über mir verlieren. In mir wird es weit und still. Zumindest bis mir auffällt, dass es um mich herum alles andere als still ist. Da röhrt die Avus, da rattert eine S-Bahn. 

Man kann auch süchtig nach Einsamkeit werden. Das habe ich erst neulich gelesen. Diese Sucht überfällt mich regelmäßig. Wenn ich die 30 Minuten abziehe, die ich vielleicht täglich mit dieser oder jenem Mitbewohner im Gespräch bin – im Flur, auf der Treppe, bei einer unverhofften Begegnung in der Küche, alle separieren sich irgendwie – dann komme ich auf eine stattliche Anzahl von Stunden, die ich alleine verbringe. Vielleicht ist ein derartiger Rückzug in der aktuellen Situation sogar angemessen.

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