Mit laufender Nase habe ich Berlin verlassen, habe etliche Pakete Taschentücher verbraucht, bis wir endlich unserem Bahnhof erreichen. Ein heftiger Sturm drückt die Autotüren zu und erschwert das Aussteigen. Während ich mit unserem Vermieter plaudere, trägt der Mann alle sieben Taschen ins Haus. Dabei hätte er nur ein wenig warten müssen. Was man nicht alles braucht für ein paar Tage.

Den Wok, Weihnachtsschmuck für den kleinen Baum, den wir noch besorgen müssen, Stapel von Büchern, damit man eine Wahlmöglichkeit hat, Handtücher, Bettwäsche, Saunautensilien. Früher war ich mit einem kleinen Rucksack unterwegs. Der Mann behauptet, das würde ich mir ausdenken. Von unserer Wohnung unter dem Dach hat man einen herrlichen Rundumblick über Wiesen und Felder bis zum Bodden, ein großer heller Raum mit integrierter Küche, zwei winzige Schlafzimmer.

Nachdem wir die Lebensmittel im Kühlschrank verstaut haben, fahren wir nach Zingst. Einmal über die alte Eisenbrücke, schon ist man auf dem Darß. Noch ein paar Schritte am Meer laufen, den Wind im Rücken, sich durchpusten lassen, wenn das keine Weihnachtsstimmung ist. Außer uns nur zwei andere Läufer am Strand. An der Seebrücke gibt es zur Einstimmung dann leckeren Fisch. Zumindest vermute ich, dass der Fisch lecker ist, der Schnupfen hat die Geschmacksnerven betäubt.

Auf dem Heimweg am Strand ist es dunkel, der Wind kommt jetzt von vorn, er pfeift uns um die Ohren, bläht unsere Jacken, nimmt mir die Luft zum Atmen und versucht, mich ins Meer zu schieben. Da ihm das nicht gelingen will, bläst er mir fein geschliffenen Sand in die Augen, die Nase, den Mund. Ich bin kurz davor, mich wie ein bockiges Kind auf die Erde zu werfen. Da bleibe ich dann liegen …..vermutlich bis zum nächsten Morgen. Der Mann trägt zwar sieben Taschen. Aber bei meinen paar Kilo passt er.

Später jault der Wind um das Haus, rüttelt an den Fenstern, dem Dach, er schiebt, seufzt, stöhnt, er will nicht draußen bleiben. Heute morgen scheint die Sonne, als wäre nichts gewesen, der Wind hat sich beruhigt, im Haus ist es still, auch von draußen kein Laut. Ich bewege mich zwischen Bett und Wasserkocher hin und her, während der Mann aktiv ist. Wenn ich wie das Christkind am 24. frisch und neu bin, will ich nicht meckern und mich wieder ins Bett legen. Mehr schaffe ich heute nicht.

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