Als ich vor zwei Wochen mit der nordischen Freundin um den Hellsee laufen wollte, habe ich abgesagt, weil ich mir am Tag zuvor einen Zeh blutig gelaufen hatte. Heute sind die Zehen okay, dafür tut mir der untere Rücken weh, was vermutlich an den vielen Hügeln liegt, die ich gestern überwunden habe, aber egal, ich bin auf dem Weg zur Verabredung. Kurz vor meinem Ziel kommt eine Nachricht vom Iraker. Er fühlte sich heute gar nicht gut, jetzt war er beim Arzt, vielleicht hat er Corona. Das Testergebnis bekommt er morgen oder nächste Woche. Er ist in Quarantäne, Vorsicht sei geboten, schreibt er, und dass ich doch die anderen informieren soll.

Das hat mir gerade noch gefehlt. Allerdings habe ich ihn in den letzten Tagen gar nicht gesehen, und in den Tagen davor haben wir höchstens fünf Minuten miteinander geredet. In der Küche, mit großem Abstand. Trotzdem laufe ich nicht mit der Freundin, sondern fahre wieder nach Hause. Informiere die Mitbewohner bzw. würde ich das gerne tun, wenn sie denn an ihre mobilen Phones gingen.

Als ich nach Hause komme, haben Q. und die Thailänderin das Haus desinfiziert, es ist kalt, weil alle Türen und Fenster offen stehen. Der Iraker hat einen kurzen Auftritt, als er mit Maske aus dem unteren Bad kommt. Krank sieht er nicht aus, riechen und schmecken kann er auch, aber der Hals, und die Knochen, und. Und wenn er nicht raus darf, dann wird er verrückt. Ich empfehle ihm den Garten.

Jetzt höre ich ihn wie jeden Abend nebenan telefonieren. Lieber Gott, Großer Geist, Allah oder Manitu, wer auch immer sich zuständig fühlt, lass morgen das Testergebnis da sein. Negativ bitte.

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