Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann sehe ich den großen Haufen, den Q. in seinem ungeheuren Tatendrang gestern am frühen Abend aus dem Farnfeld herausgeharkt hat. Blätter, Kiefernnadeln, hoffentlich kein Farn. Ihn trifft die Situation wahrscheinlich am härtesten. Der Iraker ist tatsächlich positiv, allerdings muss keiner von uns in Quarantäne, da jeder von uns in den letzten Tagen nur maximal fünf Minuten mit dem Iraker in der Küche geredet hat. Mit großem Abstand. Wir leben ja seit Monaten sehr zurückgezogen, jeder macht seins, alle essen in ihren Zimmern, sogar ich, jedenfalls seit ich ohne Drogen lebe. Seit 37 Tagen also.
Aber eh wir das gestern alles herausbekommen hatten, eh die unterschiedlichen Ansichten, Meinungen verarbeitet, Telefonate mit Arbeitgebern und dem Gesundheitsamt erfolgt waren, also ich habe ein paar Federn gelassen mal wieder. Weil ich mich schnell ärgere, und dann sehe ich zwar den Splitter im Auge der anderen, nur meinen Balken, den sehe ich nicht. Das ist blöd, aber ich übe.
Aber nun ist alles klar und offiziell. Wir haben einen Zeitplan für die Küchenbenutzung, der Iraker hat das untere Bad für sich allein, es wird für ihn mitgekocht, außerhalb unserer Zimmer tragen alle eine Maske, ständig fliegen Türen oder Fenster zu, weil jemand lüftet, da sollte es keine Ansteckungen geben. Trotzdem werde ich mich in den nächsten Tagen weiterhin zurückhalten in Bezug auf Außenkontakte. Aber wenigstens darf ich raus, darf laufen, das hätte mir doch sehr gefehlt.
Für Q. sieht es ein wenig anders aus, seine Freundin ist schwanger, er möchte auf gar keinen Fall ein Risiko eingehen, also wird er sich in den nächsten Tagen isolieren, wird sich testen lassen, erst dann wieder in die Stadt fahren. Gestern Abend war die Koreanerin hier, hat ihm ein paar Einkäufe gebracht, und für ihn und die restlichen WGler gekocht hatte sie auch. Eine sehr umsichtige und liebevolle Person. Gerade mag ich sie alle. Sehr.