kommen die Neuen. Im Pulk meist, eine richtige Gang. Schwanzmeisen, die hatten wir hier bisher noch nicht. Sie setzen sich ins Rad, in die Laube, auf die Brücke – so haben wir die verschiedenen sonnigen Plätze im Haselstrauch und in der wilden Pflaume genannt, damit wir wissen, wohin wir die Ferngläser richten müssen – und dort plustern sie sich auf, bis sie grauweißen flauschigen Bällen gleichen. Gesichter wie junge Eulen. Sie sitzen zu dritt, zu viert, manchmal scheinen sie sich im Flug zu jagen. Im Nachbargarten spielen die Kinder Fußball. Ihr Lieblingsspiel seit Wochen. Der Vierjährige pfeift, der Erstklässler steht im Tor, ein älterer Nachbarjunge schießt. Kein Tor. „So hat Manuel Neuer das auch gemacht.“

Der Taxifahrer kommt mit dem Motorrad. Er bringt nicht nur die versprochene Bohrmaschine, er hat auch selbst gebackenen Käsekuchen dabei. Lecker. Später will ich wissen, ob er seiner Nachbarin schon meine Telefonnummer gegeben hat. Hat er natürlich nicht. Wozu auch? Ich hätte doch jetzt ihre Nummer. Außerdem hätte er in seinem Handy eine Gruppe eingerichtet. „Im Todesfall zu benachrichtigen.“

Ich glaube, er macht sich über mich lustig. Aber ich habe mir nun mal Sorgen gemacht, als ich ihn am Wochenende nicht erreichen konnte, als das Smartphone tot war. Er muss ja nicht gleich tot sein, er könnte auch irgendwo in einem Krankenhaus im Koma liegen. Wer würde mir Bescheid geben, wenn ihm etwas passiert?

Natürlich hatte ich nach meinem Schreck gleich den Hausmann gefragt, ob er noch den PIN-Code für mein Handy hat, den er sich letztes Jahr notieren sollte, als wir schon einmal über das Thema „Ernstfall“ gesprochen haben. Und siehe da, unter „Hasencode“ hat er die Zahlen gefunden. Natürlich muss er nicht alle Menschen benachrichtigen. Nur die wichtigsten Freunde. Die kennt er entweder persönlich, oder er kennt ihre Namen. Meinem Sohn kann er eine SMS schreiben, dann kann der entscheiden, wie er sich zu diesem Umstand verhalten will. Ob ich etwa plane, mich vom Acker zu machen? Das solle ich mal schön sein lassen. Natürlich plane ich nicht meinen Tod, aber er wird geschehen, das ist die einzige große Gewissheit, die es im Leben gibt. Om.

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