Im Hartriegel summen die Bienen. Die Blüten rieseln mir in den Kaffee. Es ist angenehm frisch und grau. Angeblich soll es heute noch regnen. Bitte. Der Garten ist viel zu trocken. Außerdem könnte mich ein Tag mit angenehmen Temperaturen vielleicht ein wenig beleben. Wach bin ich auch noch nicht. Gestern Abend habe ich noch spät die interessante zweiteilige Doku „Lost Woman Art“ über vergessene Künstlerinnen auf ARTE angesehen. Was für eine Ungerechtigkeit. Zu ihrer Zeit waren diese Frauen bekannt, berühmt sogar, dafür hatten sie sich oftmals erst von den damals herrschenden Vorstellungen über die Aufgaben der Frau emanzipieren müssen, und dann hat die Kunstgeschichte bzw. die Kritiker (alte weiße Männer, wer sonst), sie einfach vergessen bzw. verschwiegen.

Von Julie Wolfthorn (1864 – 1944) z. B. habe ich noch nie gehört, was besonders schade ist, weil sie nicht nur ein Sommerhaus in Vitte hatte, sondern auch dem Hiddenseer Künstlerinnenbund angehörte, wie ich nach weiteren Recherchen festgestellt habe. Als Hiddensee-Fan könnte man so etwas wissen. Zu ihrer Zeit war sie eine gefragte Portraitmalerin, Gründungsmitglied der Berliner Secession, die sie allerdings gleich wieder verlassen hatte. Nach ihrer späten Eheschließung (1904) sagte sie „Der Kunst ist es aber nicht dienlich, wenn man den Kopf voller Gardinen und Laken hat.“ Gestorben ist sie 1944 in Theresienstadt, wohin man sie zusammen mit ihrer Schwester von Berlin aus deportiert hatte.

Vor der Doku hatte ich mir schon die Wohnung von Jeanne Mammen angesehen, die aufzusuchen Herr W. und ich uns schon vor ein paar Jahren vorgenommen hatten, gleich damals, nachdem wir in der Ausstellung in der Berlinischen Galerie gewesen waren. Nun kann man Flur, Atelier und Schlafzimmer dieser Berliner Künstlerin online auf dem Museumsportal besichtigen.

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