Mit dem Franzosen gefrühstückt, Neuigkeiten ausgetauscht, ihn ein wenig um das Haus auf Korfu beneidet, das er mit der Taiwanesin noch ein weiteres Jahr nutzen darf. Obwohl mir Korfu im Sommer bestimmt viel zu warm wäre. Ich werde euphorisch, wenn es so wie jetzt wieder kühler wird. Allerdings bin ich nicht die einzige, die dann mit frischer Kraft ans Werk geht. Ich ordne mein Zimmer mal wieder neu, rolle den Teppich zusammen, hänge das Moskitonetz auf, ziehe Bett und Schreibtisch durch die Gegend, während der Hausmann den wöchentlich wechselnden Putzdienst erledigt. Später kocht er sogar noch leckere Pasta für den Franzosen und mich.

Weil ich mich fast wie neu fühle, schlage ich eine kleine Wanderung vor. Schon vor Wochen wollte ich dem Hausmann eine meiner Lieblingsstrecken zeigen. Vom Kleistgrab über Kleinen Wannsee, Pohle-, Stölpchen- und Griebnitzsee zur Glienicker Brücke. Diese Strecke sind wir dann auch gegangen. Wie anders es dort im Sommer aussieht. Und wie wenig Menschen unterwegs sind. Sitzen die jetzt alle in den Biergärten? Wir saßen zwischendurch mal in einem, das fühlte sich auch ganz normal an, aber selbst dort war nichts los.  Sogar ein kleines Bad habe ich unterwegs genommen, allerdings hätte ich das sein lassen sollen. Da fahren alle naselang dicke Boote, auch Lastkähne kommen vorbei, und wirklich gut sieht das Wasser auch nicht nicht aus.

Von meiner neuen Heroine habe ich natürlich auch ausführlich erzählt. Das mache ich ja gern, wenn ich jemanden gerade entdeckt habe, der mich  beeindruckt, bewegt. Von Christine Thürmer hatte ich noch nie gehört, dabei ist sie die meistgewanderte Frau der Welt. Anfang diesen Jahres waren es über 50000 km, die sie zu Fuß zurückgelegt hat. Und sie kann auch noch interessant und witzig von ihren Erlebnissen erzählen. Sie läuft seit 13 Jahren, ist eine von den verrückten Thruhikern, deren Spaß darin besteht, lange Strecken zu absolvieren. Nicht nur 30 bis 35 km am Tag, sondern ein paar Tausend Kilometer binnen weniger Monate. Ihre erste Langwanderung führte sie von Mexiko nach Kanada. Ich könnte sofort auf die Knie fallen vor Respekt. Und sie sagt nicht nur, dass diese Art der Fortbewegung glücklich macht und einem neue Werte beschert, sie sagt auch, dass das jeder kann. Man müsste nicht mal sportlich sein, man müsste es nur wollen. Ich glaube ihr. Aber ich will nicht. Zumal mein Impuls ein anderer ist. Ich halte Ausschau nach schönen Plätzen, gern abgelegen und still, während die Thruhiker vor allem laufen wollen. Egal. Eine Frau, die zum Vorbild taugt. Patent, zielstrebig, witzig, uneitel. U. a. auch zu hören im Spiegel Podcast „Smarter leben“.

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