für immer. Man sieht sich. Hatte Bob zu Fern gesagt. Und dieser Gedanke trudelt immer noch durch meinen Kopf, als ich ein wenig verwirrt den Saal verlasse. Es ist fast anderthalb Jahre her, dass ich im Kino war. Und jetzt dieser Film, der mich mit Bildern gefüllt hat, die ich so schnell nicht vergessen werde. Diese gigantischen Landschaften. Diese Licht und die Leere. Daneben das Hässliche. „Nomadland“. Ein Muss für alle, die Frances MacDormand lieben und oder Chloé Zhao. Bis auf wenige professionelle Schauspieler sind in diesem Film alles Laien. Sie spielen sich selbst. Menschen, die in ihren Vans leben und der Arbeit hinterherfahren. Moderne Nomaden. Viele von ihnen Verlierer der Finanzkrise 2008, nach der plötzlich Häuser und Jobs weg waren.

Fern, die außerdem über den Tod ihres Mannes hinwegkommen muss, putzt Klos, das ist auch mal sehr unappetitlich, packt Pakete bei Amazon, schleppt schwere Kisten mit Zuckerrüben. Sie ist 60 und denkt gar nicht daran, in den Vorruhestand zu gehen, wie ihr das auf einem Amt vorgeschlagen wird. Sie kann und sie will arbeiten, zumal sie von ihrer Rente unmöglich leben könnte. So wie ihr geht es den meisten anderen Menschen auch, die Fern auf ihrer Reise trifft. Das hätte kitschig werden können, ist es aber nicht. Im Gegenteil. Und romantisiert wird da auch nicht. Ein solches Leben ist ganz bestimmt nichts für Weicheier, trotzdem gibt es Momente von großer Schönheit. Weil sie echt sind. Und darauf hinweisen, dass andere Dinge im Leben wichtig sind als uns gemeinhin vorgegaukelt wird. Ein Freund. Dein Nachbar. Jemand, der dir die Hand hält, wenn du krank bist. Jemand, der kostenlos dein Auto repariert oder dich nur zur nächsten Garage fährt.

Ich möchte den Film noch einmal in der OV sehen, denke ich, während ich irritiert bin ob der Geräusche und gegen das Licht blinzle. Rechst vom Quasimodo eine Bühne, ein paar improvisierte Sitze, dahinter Biergartentische und Bänke. Das hatte ich vorhin schon kurz gesehen. Und jetzt gibt es dort Live-Musik. Blues Rock. Was für eine Mischung an einem Abend, denke ich, als ich fünfzehn Minuten später auf einer Bank sitze, verzückt den Aperol-Spritz betrachte, der seit Tagen schon immer mal wieder vor meinem inneren Auge aufgetaucht war und vor mich hin wippe.

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