sind schon wieder ganz verliebt. Zu viert oder fünft hängen sie am Knödelboy und stecken sich gegenseitig kleine Brocken in den Schnabel. Diese schwüle Wärme schlägt mir aufs Gemüt, auf die Knöchel, lässt mich von kühlen Bergseen träumen. So war das gestern Nachmittag auch. Und dann fing mein Herz auch noch an zu rasen, gerade als der Hausmann – er war der erste von uns dreien – mit dem Lesen angefangen hatte. Die Aufregung, da war sie wieder. Vermutlich hätte ich die Neuromeditation eine Woche lang nonstop hören müssen.

Auf dem Foto, dass mir die Kleinmachnower Freundin heute von meiner Lesung geschickt hat, kann man sehen, was in mir vorgeht. Warum bin ich hier und nicht woanders. Ich wünschte wirklich, ich hätte meine Mimik im Griff. Man soll ja ins Publikum schauen, aber ich bin dann eben irritiert, wenn sie grimmig gucken oder alle naselang auf die Uhr. Meine beiden Freunde waren da viel souveräner, und gefallen hat mir auch, was sie gelesen haben (von den Flüssigkeiten, die ein Zombie absondert, einmal abgesehen). Obwohl ich die Texte ja kenne.

In der Pause eine Überraschung. Der Taxifahrer. Der sonst nie zu Lesungen geht, der auch nicht kommen wollte. Das hatte er jedenfalls gesagt. Und nun saß er da. Ganz relaxt. Wenn ich das gewusst hätte. Hätte ich vielleicht doch den anderen Text gelesen. Immerhin ist er das Vorbild für Bruno, und um den ging es ja am Rande in dem von mir gelesenen Romanausschnitt. Als er den Text vor ein paar Jahren gelesen hatte, fand er das gar nicht witzig. Aber hätte hätte nützt ja nüscht.

„Und? Wie fandest du es?“ Die Geschichte der Freundin über ihre Mutter und Rudolf Schock hat ihm am besten gefallen. Inzwischen war der Hausmann angeschlendert gekommen. Auch er bekam ein „hat mir gefallen.“ „Und ich?“ „Kannte ich ja schon.“

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