habe ich wenigstens noch ihre Hörner oder „A Bouquet of Love I Saw in the Universe“ im Lichthof gesehen, mich in ihnen verloren. Die Ticketts für die Ausstellung waren immer sofort ausverkauft, oder ich war immer zu spät, egal. Gestern nun der Film. „Kusama: Infinity“. Herr W. sagte vorgestern, es würde ihn erstaunen, dass ich plötzlich wieder so aktiv wäre. Hätte er doch hier auf dieser Seite gelesen, dass ich in der Corona-Zeit nichts vermisst hätte in Sachen Kultur oder Kunst. Das ist für mich kein Widerspruch. Ich habe nichts vermisst, bin jetzt aber neugierig auf Ausstellungen, auf Filme. So wie ich neugierig auf Yayoi Kusama war.

Vor etlichen Jahren hatte ich einen Artikel über sie gelesen, ihn sogar aufgehoben. An den genauen Inhalt erinnere ich mich nicht, ich weiß nicht einmal, ob er von den Schwierigkeiten berichtete, mit denen die Künstlerin viele Jahre zu kämpfen hatte oder davon, dass sie sich selbst ein paar Jahre nach ihrer Rückkehr nach Japan in die Psychiatrie eingewiesen hatte, wo sie seitdem lebt, dafür erinnere mich an die Fotos von ihren Werken. Auf jedem war sie ein Teil des Bildes, und das hatte mich damals fasziniert.

Jetzt ziehe ich in Gedanken den Hut. Was für eine Beharrlichkeit, was für ein Mut. Und wie lange hatte es gedauert, bis sie die Anerkennung fand, die ihr gebührt. Wieder so ein Beispiel für die Unsichtbarkeit und Benachteiligung von Künstlerinnen, die ihrer Zeit voraus waren, die belächelt, deren Ideen aber schon mal von männlichen Kollegen kopiert wurden. Der männliche Kollege bekam dann natürlich die Anerkennung.

Yayoi Kusama hatte schon als Mädchen gemalt, allerdings wurde das von der Mutter nicht gern gesehen. Das Kind sollte lieber den eigenen Vater ausspionieren, der sich sein trauriges Leben in einer arrangierten Ehe mit Liebhaberinnen versüßte. Trotzdem durfte sie dann später Kunst studieren, allerdings unter der Bedingung, gleichzeitig auch eine Schule für Etikette besuchte. Was sie nicht tat.

Rührend und auch mutig fand ich den Brief, den sie an die von ihr geschätzte Malerin Georgia O’Keefe schrieb. Sie bat darum um einen Rat, wie sie das angestrebte Künstlerinnenleben angehen solle. Sie fühle Ähnlichkeiten zwischen sich und dem einzigen Bild, dass sie im Original von der verehrten Kollegin gesehen hatte.

Als sie dann noch New York geflohen war – auf Wikipedia schreiben sie, ihre Eltern hätten ihr Geld gegeben unter der Bedingung, dass sie nicht wieder zurückkommt – lief sie dort auch wieder erfolglos von Galerie zu Galerie. Für jemanden, der unter so vielen Ängsten litt wie sie eigentlich eine beachtliche Leistung. Ich habe all die interessanten Details aus dem Leben dieser besonderen Künstlerin auf alle Fälle aufgesogen.

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