sind schon wieder abgereist. Ein Paar aus Bosnien-Herzegowina. Sie haben heute Morgen warm angezogen ihren Kaffee auf dem Balkon getrunken. Sie sprach ein paar Worte englisch, er eins. Cold. Da hatte er recht. Meine Nachbarn von gegenüber sind noch nicht vollzählig, wie ich von dem jungen Mann im Schlafhöschen erfahren habe. Belgier. Tatsächlich vier insgesamt. Auch der junge Mann war etwas irritiert von der Aussicht, das winzige Klo, die eher provisorische Dusche nicht nur mit mir, sondern eventuell noch mit zwei anderen Neuzugängen zu teilen. Ich hoffe, dass die jungen Leute morgens länger schlafen und abends spät nach Hause kommen. Dann könnte die WG auf Zeit funktionieren.

Heute habe ich gelernt, wie man eine Urbana am Automaten kauft, und dass ein Aufstieg manchmal beschwerlicher sein kann, als es von unten den Anschein hat. Die „Urbana“ ist eine Plastikkarte im Geldkartenformat, die man braucht, wenn man Bus fahren möchte. Es gibt hier nur Busse. Und ohne diese Karte muss man leider draußen bleiben. Man kann das kleine Plastikstück für 2 Euro am Automaten kaufen (wenn man die engliche Version für die Prozedur gefunden hat jedenfalls), kann sie am selben Automaten aufladen – mit 5, 10 oder 15 Euro – und dann hält man sie bei jeder Fahrt vorn beim Busfahrer an den Scanner. Pro Fahrt werden 1,20 Euro von der Karte abgebucht, und wenn man nicht aufpasst und rechtzeitig „nachgeladen“ hat, muss man wieder aussteigen, weil es beim Fahrer dann grün oder blau leuchtet, nicht gelb jedenfalls.

Ich bin immer froh, wenn ich solche kleinen Dinge schaffe. Wenn ich endlich den Weg hoch zur Burg finde. Wenn ich tatsächlich oben ankomme. Schnaufend. Kurz vor einer Herzattacke. Wenn ich mich an den Weg zu der Kneipe (auch urban lounge genannt) am Fluss erinnere, die mir auf dem Hinweg durch angenehme Musik aufgefallen war. Dann bin ich beinahe stolz auf mich. Und wenn ich dann auf dem Rückweg im Bus einen Hinweis sehe, dass die beiden vorderen Plätze „Book readers only“ vorbehalten sind, dann stellt sich ein echtes Glücksgefühl ein. Dass es so etwas gibt.

 

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