denn bleiben ist nirgends. Das schrieb ja schon Rilke in einer der Duineser Elegien. Die drei Serben sind aber immer noch da, Ziveli, sie sind wegen der Arbeit hier. Und dass ich sie morgens, wenn es draußen noch dunkel ist, höre, liegt nicht etwa daran, dass sie nicht leise wären, ganz im Gegenteil, das liegt an der Hellhörigkeit dieses Apartments. Gestern am späten Abend habe ich kurz die vier neuen jungen Leute aus dem Zimmer über den Flur gesehen, meist hatte er oder sie eine Zahnbürste im Mund, man nickt sich zu, hi, und das war es dann. Ich glaube, sie sind heute schon wieder abgereist. Die junge Frau aus dem Zimmer neben mir träumt davon, an einem sicheren Ort zu leben. Ihr Freund ist Slowene, sie könnte sich Maribor vorstellen.

Sie selber kommt aus Südafrika, hat aber in den letzten sechs Jahren in Russland, Tschechien, Slowenien gelebt. Hier wird sie auch ihren Master in Politik machen. Sie erzählte, dass sich die Apartheid in Südafrika umgekehrt hätte. Ihre Eltern leben deswegen inzwischen in Dubai. Sie selbst wurde bei Überfällen schon zweimal ziemlich brutal zugerichtet. Allerdings gab sie zu, dass arme schwarze Frauen wesentlich gefährdeter wären. Es gäbe keine, die nicht schon mindestens einmal vergewaltigt wurde, meist sogar von mehreren Männern. Als sie hörte, dass ich aus Berlin komme, sah sie ganz verträumt aus. Dort möchte sie auch einmal hin. Ob es safe sei. 

In Ljubljana kann man als Frau abends allein auf die Straße gehen, und im Café kann man seine Sachen am Tisch lassen, wenn man die Toilette aufsucht, es ist alles noch da, wenn man wiederkommt. Das ist in meinem Stammcafé an der Haltestelle Kino Šiška so, und im Café vom Stadtmuseum, in dem ich heute etliche Stunden sehr angenehm verbracht habe, ist es ganz genauso.

War das ein Regen. Ich habe den Eindruck, dass Petrus sich hier nicht mit halben Sachen abgibt. Mein Schirm ist zu klein für derartige Schauer. Auch morgen soll es regnen, aber es gibt ja noch andere Museen. Nur haben die nicht solch schöne Cafés.

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