im Café des Stadtmuseums. Am Nachmittag herrscht hier eine angenehm entspannte Atmosphäre, was daran liegen könnte, dass nur wenige Tische besetzt sind. Der Tag begann heute mit einer kalten Dusche, das war in den letzten Tagen schon so, aber inzwischen habe ich Routine. Ich dusche ein paar Sekunden, die Haare wasche ich dann später in meinem Zimmer über dem Waschbecken. Dort ist das Wasser – bis jetzt jedenfalls – immer warm. Im Zimmer ist es kalt, denn selbstverständlich schaltet Sergey die Heizung noch nicht an. Wahrscheinlich denkt er sich, das wäre albern, wenn doch immer alle Türen aufstehen. Ich habe ihn in den letzten Tagen nicht gesehen, ich weiß nicht, was er denkt.

Aber als mein Blick beim Verlassen des Zimmers noch einmal auf die Hausordnung fiel, wo unter Punkt 8 zu lesen ist, dass der Vermieter nicht für gestohlene Dinge haftet, natürlich nicht, habe ich schnell noch meinen Laptop eingepackt, den ich heute eigentlich nicht mitnehmen wollte. So trage ich die wichtigen Dinge quasi ständig mit mir herum.

Nach dem üblichen Procedere in meinem Stammcafé an der Bushaltestelle – Toast, Kaffee, Laptop – bin ich ins Zentrum gefahren, weil ich wenigstens einmal vormittags auf dem Markt gewesen sein wollte, bevor ich abreise. Sonst habe ich immer nur gesehen, wie die Stände abgebaut werden. Den Markt gibt es täglich außer am Sonntag, man findet dort regionales Obst und Gemüse. 

Später habe ich mir einen Platz in den Arkaden gesucht und ein vorzügliches Galette mit geräuchertem Lachs gegessen. Ich bin so froh über meinen gefütterten Mantel, so konnte ich wie alle anderen draußen sitzen. Der junge Mann, der mich bedient hat, ist seit sieben Jahren in Ljubljana. Er kommt aus Mazedonien, ist in Essen geboren, aber früh mit den Eltern zurück nach Mazedonien gegangen. Nach seiner Ausbildung hätte er in  Skopje arbeiten können, was ihm gar nicht passte, so ist er letztendlich in Ljubljana gelandet. Ich hatte vermutet, dass ihn die Liebe hierher verschlagen hätte. So war es bei dem Mann, der die öffentliche Toilette an den Drei Brücken betreut. Der ist Slowene, in Stuttgart geboren, war in verschiedenen Ländern unterwegs und ist der Liebe wegen nach Ljubljana gekommen. Er wollte mir aber nicht verraten, woran er erkannt hat, dass ich Deutsche bin.

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