Ich schreibe mit meinem neuen Notebook. Am Montag habe ich es nach langen Internet-Recherchen und Vor-Ort-Besichtigungen endlich gekauft. Es ist so klein und handlich, so leicht, es sieht so bezaubernd aus, ist so blank, so griffig, ich könnte stundenlang schwärmen. Ein völlig neues Gefühl. Freiheit? Jetzt bin ich mobil, diesen kleinen Rechner kann ich in den Rucksack packen, mit ihm kann ich im Café schreiben, falls mein web´n´walk dort tatsächlich funktioniert, überall kann ich es tun, und das ist auch gut so. 

Wenn ich ihn schon in der letzten Woche gekauft hätte, dann wäre es mit der Berichterstattung über die Berlinale flott weiter gegangen. Dann hätte ich an Ort und Stelle noch schnell von dem wunderbaren kleinen Dokumentarfilm „Hans im Glück“ erzählen können, den Claudia Lehmann über den Berliner Musiker und Lebenskünstler Hans Narva (Künstlername, der Mann hat noch mindestens drei andere Namen) gedreht hat.

Und ich hätte Samstag Morgen um halb neun in der S-Bahn etwas über meine Ambivalenz bezüglich des Vaterspiels schreiben können, als wir schon wieder unterwegs ins Kino waren, um Andrzej Wajdas neuen Film Tatarak (Sweet Rush) mit der wunderbaren Krystyna Janda anzusehen, der mich besonders berührt hat und den ich mir bestimmt noch ein zweites Mal ansehen werde.Er verbindet nicht nur gekonnt Realität und Fiktion, ebenso klug erzählt er von den großen Themen Liebe und Tod.

Krystina Janda spielt eine Frau in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, die in einer Stadt an einem Fluss lebt, deren beide Söhne beim Warschauer Aufstand umgekommen sind, die selber todkrank ist, und deren junger Freund am Ende ebenfalls stirbt. Gleichzeitig erzählt sie in einem karg eingerichtetem Zimmer, wie sie während der Dreharbeiten für Tatarak von der Krebserkrankung ihres Mannes erfahren hat, wie diese Krankheit ihre Arbeit überschattete und wie sie kurz nach seinem Tod eine Szene drehen musste, in der es schon wieder um den Tod ging.

Trotz des schweren Themas fühlte ich mich so reich beschenkt, es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre über den Potsdamer Platz geflogen. Dieses Gefühl ging mir zwei Stunden später leider verloren, als ich in einem Film saß, drei schwere Stunden lang, den ich unter dem Thema Resteverwertung ablegen würde. Aber das ist eine sehr subjektive Meinung, und im Prinzip hätte ich das Kino ja verlassen können.

Vielleicht war das der ganze Ärger. Ich saß eingequetscht in der Mitte, bei einem ersten zarten Fluchtversuch nach zweieinhalb Stunden stand ich auf den Zehen meiner Nachbarin, weitere zehn Zehen vor mir, und so habe ich das Thema Flucht verworfen und mich wieder hin gesetzt. Das war dumm von mir, aber hinterher bin ich ja manchmal nicht nur schlecht gelaunter sondern auch klüger.

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