scheint schon wieder die Sonne, hier regnet es. Der Franzose hat sich gerade mit schwerem Rucksack und Schirm auf den Weg zum Busbahnhof gemacht. Drei Wochen war er hier, ist jeden Tag kreuz und quer durch die Stadt gelaufen, nur bis mittags allerdings, da er seit einiger Zeit Probleme mit den Knochen hat. Am Nachmittag hat er dann italienisch gelernt. Ein sportlicher Mensch, der vor drei Jahren noch von Toulon nach Assisi gelaufen ist. Das würde er heute nicht mehr schaffen, sagte er gerade beim Essen. Bei den überaus leckeren Tagliatelle al Ragu, die so köstlich waren, ich hätte mich hineinsetzen können.

Das Ragut hatte Lele schon fertig, so konnte er sich ganz meiner Unterweisung widmen. Ich wollte ja lernen, wie man eine typisch italienische Pasta macht. Wir haben 400 gr. Mehl (2 verschiedene Sorten), 4 Eier, 2 EL Öl und Kräutersalz zu einem Teig geknetet, der dann durch die Nudelmaschine gelassen wurde. Hört sich einfach an, aber der muss gefaltet werden, dann 3mal mit der größten Einstellung durchgelassen werden, zwischendurch immer etwas Mehl auf das ausgerollte Stück, dann falten, dann wieder durchlassen, am Ende noch Hartweizengrieß darüber, immer die Ruhe bewahren, Hektik in der Küche geht gar nicht. So oder so ähnlich. Ich habe mir alles genau aufgeschrieben, obwohl ich das ja ohne Maschine hinbekommen muss. Am Ende hatten wir jedenfalls 750 Gramm Pasta, 10 Portionen also. Wir haben die Hälfte zu dritt aufgegessen.

Man muss auf alle Fälle den Teig spüren, dann weiß man, wann er richtig ist. Es spielen ja viele Faktoren eine Rolle. Die Luftfeuchtigkeit, die Höhenlage, Temperatur, das Mehl, die Größe der Eier, sind sie frisch, liegen sie schon länger, das alles will bedacht und eingearbeitet werden. Ganz so, als würde man sich um ein Baby kümmern. Und so hat es Lele wohl in den 40 Jahren gehalten, die er hier in Florenz ein Restaurant hatte.

Aber er hat schon immer gern gekocht, hat schon als kleiner Junge seiner Mutter in der Küche geholfen. Eigentlich wäre er gern Künstler geworden – er hat die komplette Innenausstattung für sein Restaurant selbst entworfen – aber das kam nicht in Frage. In seiner Familie gab es keine Künstler. Also wurde er Koch. Und der Franzose und ich hatten heute das große Vergnügen, von ihm bewirtet zu werden. Ich habe ihm gleich gesagt, dass ich bleibe. Bis Dienstag zumindest.

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