Als würde ich einen Freund verlassen. So fühlte sich das an. Und dabei haben wir gar nicht viel Zeit miteinander verbracht. Aber ich schätzte Leles Zurückhaltung, seine Umsicht. Es ist nicht jedem Menschen vergönnt, die aktuelle Gefühlslage des Gegenübers zu spüren. Er kann das. Er weiß, ob der Gast reden oder lieber seine Ruhe haben will. Und dabei war seine Freundlichkeit immer unaufdringlich. Ich fühlte mich entspannt mit und bei ihm, und wenn ich entspannt bin, dann ist alles gut. Fast hätte ich wie ein quengelndes Kleinkind mit dem Fuß aufgestampft. Ich will aber hier bleiben…..

Am Bahnhof Santa Maria Novella war ich schon nach wenigen Minuten alles andere als entspannt. Es fuhren keine Züge. Die Zahlen auf der Anzeigetafel änderten sich rasant. Wenn es eben noch 20 Minuten waren, die mein Zug Verspätung hatte, waren es kurze Zeit später schon 60. Damit war klar, dass ich meinen Anschlusszug in Bologna verpassen würde.

Eine erste Recherche am Smartphone ließ mich Unannehmlichkeiten ahnen. Vielleicht wüde ich es gar nicht mehr rechtzeitig bis München schaffen. Check in in meinem Hotel nur bis 22 Uhr. Meine letzte Hoffnung war „Trenitalia“, von denen hatte ich mein Ticket. Und dann erlebte ich eine Art Wunder. Zwei Frauen der Gesellschaft nahmen sich meiner an, telefonierten, organisierten, und dann hatte ich ein Ticket in der Hand. Florenz – Verona. Ausgestellt auf meinen Namen, Reservierung inklusive. Wenn ich auf diesem Platz säße, würde sich jemand von der Zugbegleitung bei mir melden, um mir zu bestätigen, dass ich in Verona um 15 Uhr den Zug nach München nehmen könnte. Ohne neues Ticket. So geschah es. Ich war perplex. Are you the German? Yes. I am. Die einzige offensichtlich.

In Verona meldete ich mich bei der Zugbegleitung, die ebenfalls Bescheid wusste, und dann erlebte ich eine der schönsten Bahnfahrten. Was nicht nur daran lag, dass der Zug fast leer war. Ab Bozen fuhren wir durch ein Winter Wonderland. Ab und zu blinkten die Lichter eines geschmückten Baumes, aus einem Wald, von einer schneebedeckten Straße, ein paar verwegene Schneeflocken hüpften dicht vor meinem Fenster, und der mobile Snack- und Getränkewagen hatte  einen guten Zweigelt. Was scherten mich da die zwei Stunden, die ich später in meinem Hotel in München war. Und die Kälte, der Regen, ach, ihr könnt mich.   

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