Schon wieder Freitag, der 13. Den letzten dieser Art habe ich in sehr schlechter Erinnerung. Das trübe Grau vor meinem Fenster trägt nicht zu meiner Aufheiterung bei, ich kann nur hoffen, dass sich die Prognosen für die nächsten Tage als richtig erweisen. Warme siebzehn Grad am Wochenende, ob das auch für Hiddensee gilt? 

Die Taschen sind noch nicht gepackt, Geld muss noch besorgt werden, das Zimmer ist aufzuräumen. Dinkelbrot habe ich bereits gekauft, Agavendicksaft ebenfalls, zwei Sachen, von denen ich vermute, dass sie auf der Insel nicht zu haben sind, die aber auf keinen Fall fehlen dürfen. Aber vielleicht gibt es inzwischen einen Bioladen, ich klicke auf die entsprechende Seite im Netz und stelle fest, dass die Insulaner so modern dann doch noch nicht sind.

Zwölf Tage Urlaub liegen vor mir. Urlaub, den ich mit Schreiben, gutem Essen und Wandern zu füllen gedenke. Gute Lektüre nicht zu vergessen. Und da fällt mir auch gleich noch die gute Flasche Wein ein, die ich ebenfalls mitnehmen sollte, damit ich mit K. auf mein 30jähriges Insel-Jubiläum anstoßen kann. So lange kenne ich diesen wunderbaren Flecken in der Ostsee nämlich schon.

Es war Ende der Siebziger Jahre Liebe auf den ersten Blick von meiner Seite. Und ein großes Glück noch dazu, denn damals kam nur auf die Insel, wer über entsprechende Kontakte verfügte, die ich eigentlich nicht hatte. Aber wie das manchmal so ist, eines Tages fragte mich die Freundin einer Freundin, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr und zwei anderen Frauen nach Hiddensee zu fahren. Sie hätte mich genauso gut fragen können, ob ich Tausend Mark geschenkt haben möchte.

In den Achtziger Jahren musste ich der Insel fern bleiben, die Einreise in die DDR blieb mir, der ausgereisten ehemaligen Bürgerin, für lange Jahre versagt. Erst der Mauerfall brachte mir 1989 neben vielem anderen auch meine Insel zurück, und so war es völlig logisch, dass mich mein erster Ausflug 1990 nach Hiddensee führte. Seit dem versuche ich, wenigstens einmal im Jahr für ein langes Wochenende zu kommen.

Es gilt, den Blick vom Hochuferweg in Kloster auf das Meer zu genießen, im Café Kanne in Vitte leckeren Kuchen zu probieren, Kakao im Hitthim zu trinken. Und endlich den lang ersehnten riesigen Donnerkeil zu finden. Und wenn schon keinen Donnerkeil, dann wenigstens einen Hühnergott, der dafür sorgen soll, dass der Lebensunterhalt im kommenden Jahr gesichert ist. Weiß ja keiner so genau, ob das nur blinder Aberglauben ist.

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