wie ein Gemälde von Turner. In der Wohnung ist es ungewöhnlich still. Die Freundin und der Junge sind unterwegs in die Klinik. Mittwoch dann das MRT. Wer auch immer sich zuständig fühlt, bitte macht, dass alles gut ist. Die Mädchen sind in der Schule. Gestern war ich mit der Großen im Botanischen Garten, für den man in Kiel keinen Eintritt zahlen muss. Sehr großzügig. Die Gewächshäuser kann man nur am Wochenende besichtigen, 2 G, ohne Plus, selbstverständlich muss eine Maske getragen werden. Ich habe mich trotzdem an der Schönheit der Pflanzen erfreut, an der Vielfalt und ganz besonders auch an der Langlebigkeit der uralten Butterbäume.

In den letzten Tagen habe ich einen kleinen Eindruck davon bekommen, wie man sich als Mensch zweiter Klasse fühlt. Aber natürlich kann ich mich überhaupt nicht beschweren. Immerhin darf ich überhaupt noch in ein Hotel, und wenn ich mich ein zweites Mal hätte testen lassen, dann hätte ich sogar den Frühstücksraum betreten dürfen und hätte ein Frühstück bekommen. Auf viele Dinge, die ich in den letzten Monaten immer noch genossen habe – Reisen innerhalb Europas, Museumsbesuche, Kaffee im Café – mussten andere schon lange verzichten. Das finden wir normal heutzutage. Weil sich ja schließlich jeder Mensch impfen lassen könnte. Impfen lassen sollte. Impfen lassen müsste. Wir haben schließlich auch an diesem Experiment teilgenommen.

Am Himmel dunkle Wolken. Die Möwen sehen aus, als würden sie surfen. Heute Nacht heulte der Wind vor dem Küchenfenster. Ich habe eine Weile dort gesessen und auf die Wirkung der Tablette gewartet. Morgen Zahnarzt. Dann Frieden.

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