auf den Espresso warte, mache ich im Garten meine Gleichgewichtsübungen. Als ich gerade den Baum gebe, mir dabei mit beiden Händen die Jacke vor der Brust zusammenhalte – das Thermometer auf der Terrasse zeigt frische 3 Grad an – höre ich ihre Rufe. Und dann sehe ich sie auch. Zwei Kraniche kreisen direkt über mir. Hallo. Seid gegrüßt. Wo ist euer Zug? Oder seid ihr allein unterwegs? Sucht ihr einen Platz zum Rasten? Sie drehen noch ein paar Runden, bevor sie sich entfernen. Manchmal funktioniert das Außen ja wie ein Spiegel. So beobachte ich das.

So wie ich über Jahrzehnte hinweg beobachten konnte, dass ich in schmerzhaften Ablösungs- oder Veränderungsprozessen Zähne verliere.  Meine Mutter z. B. hat meine Geburt einige Zähne gekostet, wie mir von mehreren Quellen berichtet wurde. Und auch später hatte sie immer wieder heftige Zahngeschichten zu beklagen. Ich habe diese Disposition offensichtlich übernommen. Oder geerbt. Wer weiß das schon. In Zeiten von Krisen – Trennungen von Partnern, Freunden, wenn vermeintliche   Sicherheiten schwinden – melden sich meine Zähne. Schmerzen, Eiter, OP. Am Ende dann nicht nur eine Lücke in meinem Leben, sondern auch eine in meinem Mund. Wie das jetzt weitergeht, habe ich ob des dicken Wattepads in meinem Mund nuschelnd die Zahnfee gefragt. Ähm. Da könnten wir noch einmal reden. Aber es gäbe Menschen, die mit einer solchen Lücke sehr gut leben könnten. Auch kauen. Wenn das so ist. 

 

 

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