Während wir noch damit beschäftigt sind, die beiden kleinen Zimmer für den Gast aus Schanghai herzurichten, damit der Onkel des jungen Mannes, der zu diesem Anlass extra aus Brüssel anreist, sie besichtigen und für gut befinden kann, ist besagter Onkel längst auf dem Weg zu uns. Eine Stunde eher als vereinbart, aber was fangen wir auch auf den letzten Drücker mit der Arbeit an, keiner von uns dreien mit handwerklichem Geschick gesegnet.

Die Böcke für den Schreibtisch werden in einer konzertierten Aktion zusammen geschraubt. P. betätigt sich als Ingenieurin, was in diesem Fall bedeutet, dass sie darüber nachdenkt, wie man es machen könnte. Der Redner ist das ausführende Organ, er arbeitet ohne zu murren, allein diesen seltenen Vorgang hätte man dokumentieren müssen. Ich schwinge den Wischmopp, und am Ende sind wir erschöpft aber zufrieden, um das Licht im Bad werden wir uns Montag kümmern.

Falls wir bis dahin die Frage geklärt haben, wohin mit den Drähten, die aus der Wand kommen und was für eine Art Lampe man eigentlich braucht. Ein wenig peinlich, wenn man einen Fachmann fragen muss, hören sie, bei uns aus der Wand kommt ein Kabel, am Ende ist ein kleines schwarzes Kästchen, sehr klein, und welche Lampe jetzt?

Der Onkel ist nicht allein. Er bringt seine Frau und seine Mutter mit, und als die beiden die Zimmer untersuchen, weiß ich auch warum. Frauen achten auf Feinheiten. Funktioniert das warme Wasser in der Dusche? Ist das Bett nicht zu hart? Was sind das für Flecken im Teppich? Werden sie die Spinnweben über dem Fenster noch beseitigen? Sind die Lampen nur Attrappen (Gott sei Dank haben wir in die Leuchte im Schlafraum wenigstens eine Glühbirne geschraubt)? Und was ist mit dem Licht im Bad?

Während wir Tee servieren, probiert der Redner ein paar Brocken chinesisch an der Mutter aus, die er aus einem Buch abliest. Neben den Vokabeln steht zwar, wie man es spricht, so richtig verstanden wird er trotzdem nicht, dafür wirkt das entstehende Gelächter verbindend. Jetzt werden noch ein paar Kisten und Schachteln aus dem Auto nach oben gebracht, so viel Fürsorge für unseren jungen Mann. Die Miete wird auch gleich gezahlt, aber die Spinnweben werden doch wirklich? Ich erwähne, dass wir kein Hotel sondern nur eine WG sind, aber natürlich.

Dann doch noch in den Baumarkt, die Lampe für das Bad, Glühbirnen, bei der Gelegenheit kann ich dann gleich einen neuen Duschkopf besorgen, auch der Vorhang ist alt. Es soll Menschen geben, die Baumärkte lieben, ich gehöre nicht dazu. Allein der Geruch macht mich fertig, und dann ist es auch nicht logisch sortiert, jedenfalls dauert es ewig, bis wir etwas zum Abdecken für das aus der Wand ragende Kabel gefunden haben.

Und schon muss ich mich wieder beeilen, mit der S-Bahn zur Friedrichstraße, wo die abendliche Brückenfahrt beginnt, die ich W. zum Geburtstag geschenkt habe. Das Kanzlerinnenamt, der Dom, Berlin vom Wasser aus betrachtet genau so schön wie an Land, nur schade, dass es nicht aufhört zu regnen. Eine Kleinigkeit essen, ein Glas Wein dazu, froh über die dreieinhalb Stunden, in denen wir nur sitzen und schauen und alles so schön erklärt bekommen. Von mir aus hätten wir auch gleich auf dem Schiff übernachten können.

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