Wohin man auch sein Ohr hält, überall zwitschert und tiriliert es. Vor dem Bad-, dem Küchen-, dem Flurfenster. Während sich vor meinem Panoramafenster das frische Grün entfaltet – täglich gibt es mehr zu sehen, immer neue Variationen der einen Farbe – sind unsere Vögel außer Rand und Band. Sie flattern, jagen einander, schubsen und füttern sich, es ist eine Freude. Gestern mein Antrittsbesuch bei der Spanierin und ihrem Meister. Mit dem Rad sind das gerade mal fünf Minuten von uns. So eine neue Wohnung hat schon was. Alles blitzt, blinkt, funktioniert.

Und was mir ganz besonders gefällt: Sie haben eine Wohnküche. So wie ich sie von meiner Niederschönhausener Großmutter kenne. Ich erinnere mich, wie ich ihr bei meinen gelegentlichen Besuchen vom Sofa aus beim Kochen zugesehen habe.  Sie war – wie meine andere Großmutter auch – eine gute Köchin. Keine besonders herzliche Frau, etwas ruppig, aber sie hatte auch kein leichtes Leben gehabt. Vier Kinder, ein Mann, der zwar ein Radio bauen und viele Musikinstrumente nur nach dem Gehör spielen konnte, der aber unpraktisch für das Leben war. So hatte sie es mir  jedenfalls erzählt. Sie hat ihm nie verziehen, dass er sich 1945 in den letzten Kriegstagen noch von den Russen hat erschießen lassen. 

Als ich gestern gerade ein Windlicht vor die Tür gestellt hatte und mich mit einem Weinglas in den Vorgarten setzen wollte, da stand er plötzlich im Flur. Der Hausmann. Er ist wieder da. Mit dem geklauten Rucksack sogar, den sie in der Bahn gefunden haben. Was hat er für ein Massel. Geld und Börse fort, das ist nicht schön, aber alles andere ist da. Juchu.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*