manchmal auch stündlich, sind die Launen und Vorlieben. Das Brot, das gestern noch okay war, kann heute nicht gegessen werden. Die Quiche, die die Große für uns zubereichtet hatte, fand die Kleine erst lecker, eine halbe Stunde später dann hat ihr Quiche noch nie geschmeckt. Gestern fand sie es wunderbar, dass wir nach der Schule Eis essen und danach auf den Spielplatz gegangen sind, heute empfand sie allein meine Frage danach schon als Zumutung. Ich möge sie doch bitte nicht ansprechen. Einfach nur nach Hause.

Die Aussicht auf ein Franzbrötchen und eine gemütliche Tee- bzw. Kaffeestunde hatte sie dann etwas milder gestimmt. Ich durfte hinter ihr her laufen und so tun, als würden wir uns nicht kennen. Sie übt mit dem Roller, hofft darauf, dass sie eines Tages wie einige ihrer Freundinnen alleine zur Schule rollern darf. Ab und zu drehte sie sich rum und rief mir zu, ich solle mich mal ein bisschen beeilen.

Die Große ist einigermaßen auszuhalten, wenn das Essen püntklich auf dem Tisch steht (sie kocht allerdings auch selbst, recht gut sogar, das muss ich zugeben), wenn immer genug Trockenobst und Mais im Haus ist, wenn niemand ihr Zimmer betritt und Wünsche oder gar Forderungen hat, wenn sich nach 20 Uhr niemand mehr muckt. Sie braucht so und so viele Stunden Schlaf und Ruhe, und das geht leider um 20 Uhr los. Bei Zuwiderhandlungen werden Türen geknallt.

Ich habe das Ganze schon als Film vor mir gesehen. Plötzlich Oma könnte der heißen, und am Schluss stürzt Oma vom ungesicherten Balkon. Sieht aus wie ein Unfall, könnte aber auch ein Akt der Verzweiflung gewesen sein. Oder sie verschwindet eines Abends spurlos.

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