Nach der Lektüre des wunderbaren Aal-Buches war es schwierig, etwas ähnlich Gutes zu finden, zumal die Auswahl nicht so groß ist. Doch nun lese ich schon wieder ganz begeistert „Die Liebe und ihr Henker“ von Irvin D. Yalom. Der Freund hat es eingepackt, aber der kämpft mit John Irving, und ich fürchte, Irving verliert. Aber das soll mir egal sein, denn ich versinke in den wenigen Stunden, die ich hier tatsächlich nur lese, in Yaloms Fallgeschichten. Er schreibt so interessant, spannend geradezu – mit Erlaubnis seiner Patienten/Klienten selbstverständlich -, dass ich sogleich eine Therapie bei ihm anfangen möchte.

Nein, das möchte ich natürlich nicht, zumal ich ja Erfahrungen mit verschiedenen Therapien habe. Aber ich beneide z. B. jenen Mann, der eine Art Träumer in sich trägt, der dem Psychologen Nachrichten zukommen lässt. Faszinierend. Ob ich deswegen gerade so intensiv träume?

Heute Nacht z. B. träumte ich, ich wäre eine Obdachlose. Ich liebe einen Mann, der ebenfalls obdachlos ist, ich glaube, wir haben sogar eine erwachsene Tochter zusammen. Dieser Mann kommt und geht, sagt mir stets, er könne nicht bleiben. Und ich sage dann, dass ich gar nicht will, dass er bleibt. Manchmal baue ich mir irgendwo in einer Nische, hinter einem Zaun ein winziges Nest, eine Art Zuhause, aus dem ich aber immer wieder vertrieben werde. Irgendwann lebe ich in einem hellen, geräumigen Keller, der zu einem neuen Bürogebäude gehört. Auf glatten grauen Steinen habe ich mir ein Sofa und ein Bett gebaut, mit hellen Decken und bunten Kissen, schlicht, aber schön. Auch meinem Freund gefällt es hier, ich fürchte schon, dass er bei mir einziehen will. Die Angestellten aus den Büros mögen mich, aber sie sagen mir, dass der Ort nicht sicher ist. Man wird mich von hier vertreiben. Danke Mister Yalom.

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